Die Mille 2018

Alles schon einmal gelesen, aber dennoch…

Cisitalia 202 S MM Spider (1949)

Alfa Romeo Giulietta Sprint Bertone (1955)

Wenn die Polizia Municipale auffordert die jenseits der regulären Geschwindigkeit fahrenden Verkehrsteilnehmer in den Knatterkisten die Ortsdurchfahrt noch einmal schneller zu fahren,

Alfa Romeo Tipo B 2900 P3 (1932)

wenn die Trikolore von der Jet-Staffel in grün-weiß-rot in den Himmel gezeichnet wird, wenn an 4 Tagen Volksfeststimmung herrscht – dann tobt das spektakuläre Autokorso mit über 450 historischen Fahrzeugen die 1.000 Meilen durch Italien.

Die Mille Miglia (Mille), von 1927 bis 1957 ein irrwitziges Rennen von Brescia nach Rom und zurück, wurde 1955 von Stirling Moss im 300 SLR-Mercedes in einer Rekordfahrt von 10:17:48 h gefahren. Nur beiläufig erwähnt, das war u.a. auf Passstraßen und Schotterpisten mit Durchschnittskilometern von 157 pro Stunde!

Dagrada Giannini 750 Sport (1949) vor Lagonda M45 Rapide (1934)

Seit 1977, in der Auflage der Neuzeit, als Gleichmäßigkeitsfahrt veranstaltet, dürfen die Teilnehmer nach den erledigten Etappen ausruhen, wenn auch nur kurz. Ein Mille-Tag ist lang, anstrengend, Programm- und Sonderpunkte sind zu erledigen, MM-Fans gilt es am Straßenrand zurückzuwinken, das Gaspedal fliegen zu lassen …. und hoffentlich hält die Karre durch!

Porsche 356 A 1500 GS Carrera (1956)

Millionen fahren gegen Topolinos

Klar, man kann jedes Klischee bedienen, mitunter wird sehr kritisch über die 1.000-Miglia geschrieben (Veranstaltung für Millionäre usw.). Und in der Tat stehen Bugatti, Ferrari und Porsche-Spyder neben dem Fiat-Topolino, Simca oder Buckelsaab in der Startaufstellung. Als Beispiel: der letzte versteigerte, unrestaurierte 1956er Porsche 550 Spyder RS brachte dem Besitzer beim Goodwood Revival 4,6 Mio englische Pfund ein (Auktionshaus Bonhams, 2016).

Cockpit des Lancia Paganelli Aprilia Sport (1951)

Aber, solange diese Autolegenden nicht in Sammlungen verschwinden, der Welt nicht entzogen werden, ist alles gut! In der Mille tauchen sie dann auf, werden von Besitzern, Sponsoren und Menschen mit Autoverstand am Leben erhalten – gefahren, gefordert! Jeder, der will, kann sie dann sehen, hören, riechen. Und genau das wollen die Autofans doch!

Die immer im Mai in Italien veranstaltete Mille bietet dazu die beste Gelegenheit. Die Veranstalter behaupten: the most beautiful race in the word. Könnte stimmen!

Mercedes-Duell

Fast schon eine Nebensache – Sieger gibt es auch

Pressefoto (Quelle: MM)

Entscheidend für eine Platzierung ist es die Zeitkontrollen einzuhalten und möglichst genau die Druckschläuche an den Wertungsstellen zu überfahren. Könner schaffen das in Sekunden-Bruchteilgenauigkeit, wobei nicht 10tel-Genauigkeit gemeint ist, es geht um100stel. Untrainierte Teams oder Teilnehmer in Sponsorenfahrzeugen (z.B. die Promifahrer) haben dabei keine Chance.

Die Besten in dieser Kategorie und Gewinnerteam 2018 waren bzw. sind das argentinische Duo Juan Tonconogy und Barbara Ruffini auf einem Alfa Romeo 6C 1,5 ltr. Gran Sport Testa Fissa aus dem Jahr 1933, Categorie Super Sport, Start-Nummer 85.

Flügeltürer im Ziel

Wer an der Mille teilgenommen hat um zu genießen, zu erleben, hat auch alles richtig gemacht! Das Roadbook führte auch 2018 wieder durch wunderschöne Landschaften und zu besonderen Etappenzielen.

Aus meiner subjektiven Beobachtung sind die Campions 2018 auch:

  • Ton und Tineke (NL) auf Cisitalia 202 S MM Spider (1947). Ton für das eindruckvollste MM-Gesicht mit weißen Augenringen (wenn er die Rennbrille abnahm) im ansonsten mit Straßenstaub, Oelschmiere und Sonnenbräune gegerbten Gesicht am Passo delle Cisa.
  • Mario und Enrica (I) auf Maserati A6 GSC/53 Fantuzzi (1954). Mario ließ den Maserati gefordert und unaufgefordert immer wieder aufheulen – Soundsieger.
  • William und Ben (NL) auf Saab 93. Der Saab hatte die Panne schon 100m nach der Startflagge in der jubelnden Menge von Brescia am ersten Tag – Sieger der Herzen.

 

Videos aus meinen 6 Tagen in Italien

15.5.18, Vortag der Mille, Brixiaform, technische Abnahme der historischen Fahrzeuge:

16.05.18 Start in Brescia (ganz nah dran):

18.05.18 Etappe über den Passo della Cisa – Berganstieg/ -pass:

19.05.18 Rückkehr und Ziel in Bescia, Finale:

(Quelle: Musik in den Videos von cayzland.de)

 

Strecke und Etappen 2018

(Quelle: MM)

Dowidat – Bello in oder out

Sitze im Wartezimmer und lese eine Schöner-Wohnen, das Magazin gibt es immer noch! Mir stellt sich die Frage: ist vintage und shabby-look eigentlich das Gleiche? Das abgegriffene Exemplar aus dem Lesezirkel ist fast ein Jahr alt und voll damit, die Zeitung selber davon ergriffen.

Ortswechsel ==> Werkstatt

Betrachte den alten Dowidat nach der gelesenen Zeitschrift jetzt mit anderen Augen. Viele würden sich den Dowidat-Trabant-Werkstattwagen (Maße ca. 95x65x37 cm) also als Kleinmöbel in die Wohnung stellen. Verzeihung, ins Loft natürlich, wo auch schon das Motorrad steht und neben der Couch das Holzparkett mit Oelflecken veredelt. Air-Berlin konnte ja auch alle used-Flugzeug-Trolleys auf der Welle diesen Zeitgeschmacks losschlagen, die jetzt beispielsweise Single-Malt-Whiskey-Sammlungen aufbewahren oder auch Brennholz dekorativ neben dem Kamin logieren (genau: in der Schö-Wo vorgestellt).

Und spätestens da, wo dieser Trend auch die Möbelhäuser erreicht hat und Fake- oder Retrodesignsch..ße (was ist das eigentlich für Ware und wer bastelt das?) angeboten wurde, war der Trend m.E. sogleich wieder out – ab da spießig!

Zum Trost, spießig zu sein ist gerade wieder in

Ein Dowidat-Werkzeugwagen ist nach 50 Jahren noch kein Schickimicki

Ein Dowidat-Arbeitsgerät geht auch nicht in Rente! Okay, für den Fototermin habe ich den alten Werkstattwagen etwas insziniert und vorerst dekorativ bestückt. Er ist für mich ja noch neu. Aber, er kommt in der Oldtimerwerkstatt wieder in den Einsatz und findet noch seine Werkzeug-Garnitur!

Im Januar 2018 hatte ich ihn schon auf dem Käfer-Treffen in Herford gekauft. Auf der Käfer-Winter-Party war er dann auch spontan gleich mal als Mini-Bühne für die Life-Musik im Einsatz. Hält er locker aus ….

An der Staubschicht war zu erkennen, er war längere Zeit außer Dienst gestellt. Aber ab jetzt wird es für ihn wieder oelig, Nüsse, Abzieher, Engländer muss er wieder aufbewahren. Nein, nicht nur Teekesselchen-Werkzeug, es klingt aber schön hier. Den Charme bzw. die Firnis habe ich der hammerschlagblauen Box gelassen, nur eine kleine WD40-Oberflächenbehandung zur Auffrischung habe ich vorgenommen, aber eben keine letzte Oelung.

Auf den Continental-Kuli-Vollgummireifen wird er mir jetzt wieder in der Werkstatt bei-Fuß stehen. Tranbant finde ich für den Dowidat deshalb irgendwie unpassend, ich werde ihn Bello nennen.

Hoffentlich werden Hundenamen für Werkstattwagen jetzt nicht zum Trend, also in ….

…. ansonsten Bello aus ….out.

Landlust – ein Oldtimersonntag

Wie, Du bist hier! Wie bist Du hier?

Ist das wieder voll! Ich parke da ganz hinten.

So fangen Gespräche an. In Rosendahl-Darfeld ist wieder Oldtimer-Treffen. Du siehst Leute, …. die willst du vielleicht nicht sehen. Du siehst Autos, …. die willst du auch nicht sehen. Es regnet heute Morgen, daher wohl der Stimmungsblues.

Auf zu den Voss-Garagen! (Foto aus den vielen Modell-Vitrinen im Autohaus Voss)

BMW 325i E30 Gr. A 1986, DTM-Teilnehmer Olaf Manthey.

15.04. gegen 11:30 Uhr. Doch noch Sonne – Sonntag – Oldtimerparty. Autohaus Voss läd ein zum Saisonauftakt.  Ja, wir haben Lust, wir fahren hin. In der Einladung steht u.a. was von DTM-Wagen – die lassen sich immer was einfallen!

Einsteigen, Dabeisein und nächste Fahrt rückwärts …

Oldtimerbesitzer zeigt gefällige Heckpartie am Capri.

… schiebt dich der Einweiser per Handzeichen in eine freie Lücke auf dem Acker. Spät dran, aber endlich da. Neben unserem Oldie parkt ein Cadillac-Eldorado aus den späten 60ern. Nur mit den Augen berühren steht da an der Autoscheibe. Bohhh, so große Augen habe ich gar nicht.

Fiat 850 Limausine (1964-68). Kofferraum vorn, Tank und Motor hinten. Plattform für viele weitere Karosserievarianten: Coupé, Spider, Kastenwagen.

Aber schon großen Hunger. Arvid begleitet mich u.a. auch deshalb, weil ich ihm eine Manta-Platte versprochen habe. Das muss ich jetzt einlösen, ich nehme eine Bratwurst an der angesteuerten Bude. In der Schlange der Hungrigen wartend werden wir angesprochen, alles ist so familiär hier. Wenn ich jetzt noch den Namen behalten hätte von meinem spontanen Gesprächspartner, er weiß noch meinen, wir kennen uns von verschiedenen Treffen. Blöde (ich meine mich)! Aber ich habe behalten, er restauriert ein Mercedes-Ponton und erzählt mir sogleich seinen Arbeitsfortschritt.

Zwischenzeitlich lange gewartet auf das  f a s t f o o d

Renault-Frégate aus den 50ern – obere Mittelklasse mit 3-Gang-Halbautomatik (Transfluide – die Gänge werden über einen Hebel am Lenkrad gewechselt, worauf die Kupplung elektromagnetisch ausrückt). Super-selten!

Mercedes habe ich nicht mehr erzähle ich ihm. Nicht meine Marke. Oh peinlich, ich versuche alles zu relativieren mit: Ja, so ein Ponton in schwarz ist schön, könnte man ein Taxi-Schild drauf machen. Wieder ungeschickt formuliert. Mein Gegenüber ist unbeeindruckt und geht sogleich über in die Details seiner momentanen Probleme mit der Mercedes-Achseinstellung: Sturz, Vorlauf, Nachlauf, Radgewichte. Arvid hat seine Pommes und die Currywurst schon gegessen. Ich nicke und nicke bei einer mir bekannten Thematik und vergesse dabei abzubeißen.

Buick, Opel – was jetzt? Ernsthaft: Beim Buick Opel handelte es sich um die US-Exportversion des Isuzu Gemini, der zur weitverzweigten GM-Modellfamilie gehörte. Damit war der Buick Opel (1976-79) unter anderem mit dem Opel Kadett C und der Chevrolet Chevette verwandt.

23-Fenster-Bus mit großem Faltschiebedach – „Samba“.

Da tippt mich ein anderer Bekannter an und zieht mich zu seinen buddies rüber, aus dem Mercedes-Gespräch bin ich vorerst erlöst. Das Gespräch welchselt zu Sportwagen. Hast du den 912-Soft-Targa schon gesehen? Hast du das S-Modell noch? Der Spyder ist doch nicht echt hier? War das ab Werk ….? Ich antworte abwechselnd mit ja und nein auf die geschlossenen Fragen. So werde ich mit der Bratwurst fertig. Nach der Wurst kann ich in ganzen Sätzen sprechen und das Gespräch ist jetzt kurzweilig – für mich. Nicht für Arvid, er hat vermutlich alles schon einmal gehört, ist satt und sogleich weg. Er hat einen Kumpel getroffen. Mal sehen, wie er zurückfährt, vermutlich organisiert er sich was. Ich sehe noch eine WhatsApp-Nachricht von ihm auf dem Handy. Ach ja – Handy! Fotos will ich doch heute noch machen.

Alles so schön bunt hier – habe ich wirklich nur Amerikaner fotografiert?

Edzel – bei Ford das Synonym für Katastrophe. Insges. nur 110 Tsd. Einheiten und nicht einmal 3 Jahre gebaut (1957-60). Die Amerikaner mochten Fords neue Mittelklasse nicht. Pferdehalfter oder gar weibliche Geschlechtsmerkmale wurden mit der Formensprache der Front assoziiert. In den Büchern der Firmengeschichte als große Abschreibung geführt.

Der Station Wagon (Villager) bietet seinem Besitzer nicht nur immer einen Platz an – er ist heute ein seltener Sammlerwagen. V8 mit 303 PS und 5.916 ccm. Preis 1959 ca. $ 3.500 – das waren zu der Zeit ca. DM 15.000.

Bei den interessanten Details habe ich vergessen den ganzen Chevrolet Apache ins Bild zu nehmen.

Die Lunte ist kurz in Texas.

Der Funktion der faltbaren Hardtop-Dachmechanik eines Ford Galaxie Skyliner (1959) zuzuschauen ist ein Erlebnis. Um die aufwendige Konstruktion zu steuern sind 10 Relais, 11 Sensoren und 7 Elektromotoren im Einsatz. Fahren wird zur Nebensache. Das verbleibende Kofferraumvolumen bei geöffnetem, versenktem Dach – die Blechkiste in der Mitte.

Chevrolet El Camino – eine Karosserieform, die in Europa nie angekommen ist. Schade eigentlich. Hier die 3. Generation (1968-72) der Idee aus einem leistungsstarken PKW ein leichtes Nutzfahrzeug abzuleiten. SS steht für Super-Sport und bedeutet V8 mit 7,5 Ltr. Hubraum, 456 PS und 678 Nm Drehmoment (wie auch in der Chevelle SS).

 

Ein gelungener Sonntagnachmittag. Danke ans Voss-Team. Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?

 

F-Modell-Rennelfer – Enthusiasmus für ambitionierte Piloten oder Insolvenz in Eigenregie? Fortsetzungsgeschichte Teil 4: S dreht sich was

„Autofahren beginnt für mich dort, wo ich den Wagen mit dem Gaspedal statt dem Lenkrad steuere.“ Ein Zitat vom Meister (Walter Röhrl).

Um das annäherungsweise zu können, muss man üben, üben, üben, …. üben!

Aber, wo geht das? Gewiss, nur auf Rennstrecken oder abgesperrtem Gelände. Eine Anmeldung für ein Fahrertraining beim ADAC war fällig.

Der Elfer darf tanzen!

Sehr sinnvoll sein eigenes Auto mit den fahrdynamishen Eigenschaften zu testen. Noch sinnvoller, seine eigenen fahrerischen Qualitäten einstufen zu können. Ja, ich fahre schon lange Auto, aber im Renn-Elfer sitzt du am Anfang drin wie eine Wurst! Nach einem sochen Training fühlt man sich besser, sicherer. Der Porsche, mit der Tracktion und dem Gewicht auf der Hinterachse, ist jedenfalls dafür gemacht.

Jetzt hab‘ ich es – man fühlt sich mutiger! Kein Problem auf dem abgesteckten Kurs.

 

Zweimal habe ich ein ADAC-Fahrertraining dieser Art mit dem blauen Elfer (da macht es am meisten Spaß) bisher gemacht. Bewertung: sehr empfehlenswert!

Andere Wochenenden in Weeze (Flugfeld), am Nürburgring, Teststrecke Papenburg etc. folgten.

Entschleunigung mit Antrieb

Früh an Sommertagen, sagen wir mal gegen 5 Uhr, stehe ich auch gelegentlich auf und räubere durch die Kurvenstrecken der Baumberge im Münsterland. Die Endgeschwindigkeit auf den Landstraßen ist dabei nicht das Thema – sportliche Bewegungsfahrt, so könnte man das nennen. Natürlich unter Achtung der STVO. Natürlich!

Zu Ausflügen und Treffen nehme ich den blauen Elfer auch schon mal mit, aber nie zu Kaffeefahrten, wo man vielleicht mit 30 km/h hinter dem Kleinschmittger oder Käfer bummelt, fahren kann man das ja nicht nennen. Das ist auch schön in einem Cabriolet und bei schönem Wetter. NUR – NICHT – IN – DIESEM – AUTO! Für solch ein Amüsement sitze ich dann auch lieber in einem Käfer. 🙂

Die Lizenz zum ….

Auch urbane Umgebung vermeide ich. Der durchwärmte Motor will und kann ohne Gewissensbisse in den einzelnen Gängen bis zur Nenndrehzahl hochbeschleunigt werden. Untertourig verhält sich der 911 S wie ein bockiges Indianerponny, das geht nur aufs Material. No, no never Stadtverkehr. Deshalb hier noch ein Beispiel, bzw. ein Tipp für eine Veranstaltung mit Helmpflicht: DMSB, nationale Lizenz A. Ein Zweitages-Training mit anschließender Prüfung am z.B. Nürburgring. Der Deutsche Motorsportbund erteilt diese Automobil-Lizenz mit Berechtigung zur Teilnahme an Wettbewerben wie: Slalom, Rallye, Rundstrecke, Bergrennen etc.

Zum Schluss noch der Video-Dreh für die WDR-Lokalzeit mit dem Titel:  „50 Jahre Porsche 911“.

Und das war bekanntlich 2014.

Ziele bleiben! Die Betriebsanleitung von dem 1973er-Auto liegt dazu schon griffbereit. Die Preise der 911 sollen ja aktuell wieder fallen.  😉


Fortsetzungsgeschichte Teil  1   2   3   4


 

F-Modell-Rennelfer – Enthusiasmus für ambitionierte Piloten oder Insolvenz in Eigenregie? Fortsetzungsgeschichte Teil 3: S reloaded

Die Winterpause konnte ich nutzen den weißen Elfer in Teilen zu verkaufen. Die Restaurierung der Karosserie hätte einen zu hohen finanziellen Einsatz in eine Basis bedeutet, die z.B. nie zu einem Matching-Numbers-Fahrzeug geworden wäre. Aus der Traum vom Gulf-Porsche. Der Porscheteileverkauf klappe hingegen erstaunlich gut, die Ausgaben für den weißen Elfer wurden zurück in die Kasse gespült.

Play it again

Mit den gewonnenen Erfahrungen sollte es bei einem neuen Versuch jetzt besser klappen. Ein F-Modell ohne Rost zu finden war aber vermutlich das berühmte Stecknadelsuchen im Heu.

Ich glaubte es selbst nicht, ich saß im April 2005 schon wieder im Verkoopruimte bei Witmer & Odijk in Warmond. Das ist auf der Mitte zwischen Amsterdam und Den Haag. Dort stand ein 911 S 2.2 ltr. (Baujahr 1970), was sonst. Mit dem verschwommenen Wackelbildchen rechts hatten sie mich hergelockt.

Und außerdem mit diesen Infos zum Fahrzeug:

  • Matching-Numbers Fahrzeug (Id: 911 030 xxxx)
  • nicht geschweiß, nicht nachlackiert, alles im Originlazustand
  • läuft nicht, vermutlich die mechan. Bosch-Einspritzpumpe defekt – deshalb niedriger Preis!
  • Herkunftsland Italien, 1 Vorbesitzer
  • Papiere noch auf dem Weg

Alles gründlich überprüft! Hey, wir waren in Holland, und ich wollte das Bild über die Deutschen nicht trügen 😉

Es war alles wie beschrieben! Einen solchen Zustand hatte ich nicht erwartet. Nicht lange überlegt, aufgeladen, für € 22.500 vom Hof geklaut. Das Faktum der noch fehlenden Papiere war nachvollziehbar. Ich kannte diesen Umstand aus anderen Italien-Geschäften (Laufzeit für den Eigentümernachweis über den Notar in Italien dauert u. dauert, die Holländer waren auch nur Betroffene). Es klärte sich in den nächsten unvermeidlichen Monaten.

Noch eine Begebenheit sollte sich zwischenzeitlich fügen, ich hatte Micheal kennengelernt. Genau, Michael (Automobil) Küke aus Essen. Insidern bekannt! Endlich jemand in der gleichen Konfession automobiler Weltanschauung, er verstand sofort was ich wollte. Den albertblauen 911 2.2 ltr. (serienm. 180 PS bei 6.500 U/min.) nahm er vermutlich gern in der Werkstatt auf. Wir hatten jetzt Januar 2006.

Ich bin kein Alien – meine Autosprache wird in Essen verstanden

Klar, mit ihm musste ich zusammenarbeiten. Klassische Porsche, sein Geschäft, fährt er doch selber z.B. die Rallye Köln-Ahrweiler. Er hatte die Qualifikation worauf es jetzt ankam.

Die Einspritzpumpe wurde zuerst instand gesetzt. Motor lief.

Das Lastenheft war dran: „Welche Art von  Renner soll es denn werden? Fang sachte an, du kannst dich steigern, die Autobasis für mehr haben will allemal.“ Michaels Worte kamen an wie Balsam, vermutlich war ich jetzt auf dem richtigen Weg.

„DAS BOOT muss leichter werden LI“

So etwa war die Skizze:

  • die schmalen Kotflügel bleiben, keine RS-Replik, kein Entenbürzel
  • Motorwartung, Motoraufbereitung – Kurbelgehäuse zu lassen, er läuft ja gut
  • Sportkupplung, dezentes Tuning – Einsatz eines Sportauspuffs
  • Überrollkäfig, 6-Punktgurte, Abschleppösen, Batterie-Hauptschalter, Haubensicherungen
  • Recaro-Sitzschalen, Fahrwerk (neue Bilsteindämpfer, Spur- und Koppelstangen)
  • Gewicht sparen (nur da, wo sinnvoll und authentisch bzw. nach historischem Vorbild)
  • Motor-Leistungstest auf dem Prüfstand usw.

Übrigens: das mit dem Gulf-Porsche hatte ich vergessen. Den tiefen, dkl.-blauen Kunstharzlack (albertblau) dieses 911 überzujauchen wäre ein Frevel gewesen.

Essen lag auf dem Weg zur Arbeit, so konnte ich in dieser Zeit häufig reinschauen und Absprachen treffen.

    

Noch einmal einiges mehr als die Kaufsumme habe ich investiert – in ein schwarzes Loch?

Im Gegenteil – das hatte sich gelohnt! Am Tag der Übergabe war es wie beim Neuwagenkauf, nur besser! Micheal setzte noch das neue Prototipo-Lenkrad ein, das ich über einen Bekannten (aus dem elfer-circle) am amerik. Markt kaufen konnte. Das Kirmeslenkrad (ganz links) kam raus.

   

Jurek durfte auch Probesitzen, noch versank er in den Recaros. Der neue Oldimer-Rennwagen mit jetzt:

  • 191, 43 PS Motorleistung gemessen
  • 168,32 PS Radleistung gemessen
  • 23,11 PS Verlust
  • 200, 95 PS Motorleistung korrigiert (laut Leistungsprüfstand)

war nun endlich fertig für erste Einsätze. Es war Juni 2006.

Viele Porsche bin ich gefahren, alle waren intuitiv zu verstehen. Dieses Gerät wollte sich demungeachtet mir erst einmal vorstellen. Wir brauchten einige Kilometer Training, bis wir uns gut verstanden …. und Zuhause ankamen.


Fortsetzungsgeschichte Teil  1   2   3   4


 

F-Modell-Rennelfer – Enthusiasmus für ambitionierte Piloten oder Insolvenz in Eigenregie? Fortsetzungsgeschichte Teil 2: S geht von 100 auf 0

Noch war mein Basisfahrzeug für das Rennprojekt fahrbereit. Ich tourte damit zu verschiedenen Spezialisten für Oldtimerrestaurationen, Porsche-Kennern. Erst auf der Grundlage einer guten Karosserie sollte ein Aufbau starten und sich die Rennmaschine entpuppen.

Auf diesen Strecken machte der Elfer seinen lauten Job, fehlten doch schon alle Dämmatten. Vertrauen hatte ich zu meiner Fahrmaschine noch nicht: Hinweg geschafft, Rückweg auch? Unbegründet meine Erwartung mit der Bastlerkarre eine vermeindliche Panne zu erleben. Ich konnte den Elfer auf eigener Achse zu den Terminen bringen, z.B. Münster-Düsseldorf-Münster spulte er ohne Mucken auch auf der Autobahn ab.

S fuhr, aber es lief nicht

Hätte ich mich vorher um einen Karosseriespezialisten bemühen sollen? Hatte ich da schon ein Auto …. Henne-Ei? Der Elfer wurde bei den angemeldeten Firmenbesuchen regelmäßig auf der Hebebühne untersucht. Gute Gespräche waren dabei. Immerhin war ich gewillt zu investieren, es war ja schließlich ein klassischer Elfer. Klar, ich hatte Empfehlungen, in der Szene war ich gut vernetzt. Für den alten Efler sollte jetzt ein Kenner Hand anlegen.

Ergebniszusammenfassung (eines Terminverlaufs):

  1. Restauration – alles würde nur mit langer Wartezeit und Voranmeldung möglich sein (nicht Monate, wir sprachen über das Jahr, an dem er an der Reihe sein sollte)
  2. Preis – nur für die kompletten Karosseriearbeiten sollten bei der Substanz meines Autos  ~80 K fällig werden (es ging nicht um ordinäres Schweißen, es ging um die Wiederherrstellung des Blechkleides, dazu Entlackung, Lackneuaufbau, Montage ggf., wenn Stunden übrig waren)
  3. Fazit – nach weiteren Arbeiten (Fahrwerk, Motor, ….) habe ich nicht mehr gefragt

Das Vorhaben nur einen Michelangelo an den Porsche zu lassen – verworfen!

Generalauftrag vergeben – nada. Mit diesem Entschluss hatte ich gerade 80 K gespart. Toll, so wird man reich! Ich machte mich zunächst selber ans Werk: strippen – nackt machen.

   

Ursprünlich war es  einmal ein Blutoranger, jetzt war das gut zu erkennen.

Es ging erst einmal zum Trockeneisstrahlen, der Kitt war teilweise sehr dick!

 

Die vielen Reparaturstellen, die der Elfer im Laufe der Jahre gesammelt hatte, wurden jetzt freigelegt.

   

Sollte er die Narben aus dem vergangenen Autoleben behalten? Sollten alle alten Reparaturbleche noch einmal raus? Neuversorgung des Gefrickelten? Wie sollte es weitergehen?

Das war der Tiefpunkt

Bloß nicht durchhängen, das Projekt nicht in die Ecke stellen, nicht warten – eine Entscheidung musste her!

Weiter strategisch planen, das konnte ich doch: Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats, ….  das war doch mein Handwerkszeug im richtigen Business! Naja, Handlungsempfehlungen als Berater für andere zu finden ist oft einfacher. 😉

Sollte ich wirklich die Kohle in diese Karre stecken, den durchgerosteten Elfer, der vermutlich keinen Streusalzwinter in Deutschalnd ausgelassen hat?

Ende 2004: Erreiche ich so meine Ziele?

Das Pilonenschubsen auf dem Rennkurs schien so weit entfernt zu sein.  


Fortsetzungsgeschichte Teil  1   2   3   4


 

F-Modell-Rennelfer – Enthusiasmus für ambitionierte Piloten oder Insolvenz in Eigenregie? Fortsetzungsgeschichte Teil 1: S war ansteckend

Motorvision ist es in Schuld – sagen wir in Westfalen. Vor 12 Jahren war dieser sog. Tracktest auf Sendung  – Sonntagsnachmittagsautofernsehen (übrigens ein falscher Titel, ein C zuviel eingeblendet).  Das Video habe ich so oft gesehen, ich konnte es mitsprechen und sah mich dabei selber schon im Porsche 911 S am Lenkrad drehend um die Pilonen driften.

Nicht schwärem, blah blah – umsetzen!

Porsche 911-G-Modelle hatte ich bis dahin schon viele unter’m Hintern, an so ein giftiges F-Modell hatte ich mich noch nicht herangetraut. Zuweilen durfte ich bei anderen Irren, die vom Virus befallen waren, schon einmal bei- oder probefahren. Der Wunsch, selber einen Renner aufzubauen, auf dem Rundkurs zu bewegen, wenn auch nur zum Spaß, lies mich nicht los – starker Virus-Befall, Fieber.

Wenn man solch ein Fahrzeug aufbaut, so hatte ich verstanden, ist Leistungsgewicht die Zauberformel. Vorhandene bzw. viel PS mit möglichst wenig Gewicht zusammenbringen.

Viel Leistungsgewicht – wenig Budget – „noch ’ne Formel“

Ab jetzt wird es schwierig. Noch ein Faktor kam ins Spiel: alles sollte gelingen mit wenig Budget. Ja, ja – es kam anders. Aber der Reihe nach, alles fing naiv an.

In der Nähe von Münster guckte ich mir schließlich nach vielen vergeblichen Besichtigungsterminen (bisher zu schlecht, zu teuer, zu viel Fahrbahn durchs Bodenblech gesehen, ….) erneut einen 911 S an. Ein S musste es sein! Eine 1969er S-Karosserie (Id: 11 9 0 xxxx) war das schon, was da vor mir stand, aber mittlerweile mit einem verbauten 2,2 ltr. E-Motor (155 PS), der wiederum auf Weber-Vergaser umgerüstet war, allerdings eine rote S-Motorluftführung hatte uvm. – verwirrend! Aber, ich war mit allen Karosserie- und Motorennummern-Tabellen über klassische Elfern ausgestattet, ich hatte noch den Überblick! Ehhh …. vermutlich, sagen wir mal, die wesentliche Peilung war noch da! Innen waren Rennschalen aus dem RS verbaut, vorn ein großer Renntank, teilweise war er bereits geleichtert. Allerdings konnte man auch behaupten: gegenüber einem Originalzustand fehlte schon viel. Ganz – schön – wild.

Mit der Anzeige hatte das nicht viel zu tun. So viel Detail konnte man auch in keine Anzeige packen. Es war dennoch ein ähnliches Projekt, so, wie es mir vorschwebte. Hier war allerdings alles angefangen, nicht so richtig gut umgesetzt, offensichtlich nicht fertig geworden? Kein Ahnung, so genau wollte es der Verkäufer nicht ausbreiten.

Nach vielen Fehlbesichtigungen passte dieser Elfer jetzt durchaus – zu meinem Vorhaben! Auch zu mir? Eine kurze Fassungslosigkeit hatte ich schnell wieder im Griff. Jetzt wurde es ernst, die Dinger sind selten! Ich meine, selten gut in dieser Preisklasse.

   

Da das Auto mit den Rennkomponenten auch noch fahrbereit war, habe ich es natürlich gekauft (wie gesehen)! Der heisere Sound bei der Probefahrt, ein Fahrerlebnis jenseits von dem, was ich von 911-G-Modellen kannte.

Ja, irgendwie schon gut – eigentlich ganz gut – gut soweit – ja, ziemlich gut

Nee, er lief wie ein Sack Nüsse! Aber, das wollte ich hinbekommen, schließlich war die Intension selber zu restaurieren und einen Wettbewerbswagen nach meinen Vorstellungen aufzubauen, am bestem im Gulf-Racedesign. Ja, ein Gulf sollte es werden. Ich hatte schon viele Bilder von anderen Fahrzeugen auf Porsche-Treffen gemacht (gelungenes Beispiel siehe links).

Endlich hatte ich einen wilden Renner für kleines Geld gefunden. Ich meine, es waren unter 10.000 € (bitte nicht heute nach Elfern unter 10 K suchen – das war einmal). Im Jahre 2004 war das aber für einen S mit E-Motor gewiss auch preiswert. Das Gesamterscheinungsbild des Fahrzeugs war vielleicht Zustandsnote 4 (Rost, Fehlteile, jedoch fahrbereit und interessant für einen konsequenteren Umbau zum Rennfahrzeug).

Hatte ich den ersten Zielpunkt erreicht? Nein, ich war in der Restaurierungsklasse angekommen, noch an der Basis des Vorhabens! Den Autorennhelm musste ich noch nicht aus der Ecke holen. 😉

Am gleichen Tag stand der (noch?) weiße Elfer bei uns in der Einfahrt. Das Einsatzfahrzeug zu Eisdielen und für Kaffeefahrten, die Konstruktion 356 (75 PS), wirkte neben dem 911 ab sofort barv auf mich.


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100.000,- glatt

Ein BMW 750i von 1990 hat es verdient im Winter unter Dach zu stehen. Klaus-Dieter hat den E32 bei mir eingelagert.

Preis, nee Marketing

In der Preisliste von 1990, die bei mir noch zwischen den vielen Autoprospekten lag, habe ich dann spontan nachgeschaut. Wie war der Neuwagenpreis des BMW-7er? Nein, was ist denn das …. 100 Tsd. DM glatt!

120 Tsd. hätte man sich für den 12-Zylinder vielleicht noch besser merken können! Aber, man mußte nur bei den Extras ordentlich ankreuzen, dann war auch das möglich. 😉

 

Gesetze der Oberklasse

Mit dem E32 konnte BMW gegenüber den Stuttgarter Mitbewerbern in der Oberklasse erneut auftrumpfen. Er fand zum Start in 1986 sofort großen Anklang. Die Motorpresse war begeistert, die Kundschaft konnte eine dynamische und ausgereiftere 7er-Oberklassen-Limousine der 2. Generation kaufen. Der Typ 750i, der im Sommer 1987 die Motorenpalette nach oben abrundete, wurde in der Höchstgeschwindigkeit bei 250 km/h elektronisch eingeregelt. Diese Selbstbeschränkung wurde seinerzeit mit Audi und Mercedes-Benz vereinbart. Ein Wettrüsten um den km/h-Maximalwert war dann doch zu brisant.

 

Kleine Satire dazu …. wozu? …. zum Preis ….

Preisliste BMW-Modelle 1990 – so könnte es sich zugetragen haben. Bitte, ich bin kein BMW-Insider, habe auch nie für BMW gearbeitet. Tatsächlich so NICHT passiert!

In München, im 22. Stock des 4-Zylinder-Hauptverwaltungsgebäudes wird dem Vorstand unter Vorsitz von E.v.K. der Agenda-Punkt: Preise PKW-Programm ab Mai 1990 als Entscheidungsvorlage vorgelegt.

Vertrieb, Produktmanagement und Marketing haben alles ausgearbeitet, der Finanzbereich war am gesamten Prozess beteiligt und hat im Vorfeld das Business-Case gerechnet. Man kann auch sagen: das Controlling hat in den letzten Wochen alle genervt, nein gequält. Absatzzahlen der Vergangenheit, Extrapolation der Zukunftsdaten, wichtige Absatzmärkte, Risikofaktoren, Ertrag vor Steuern, EBITDA, Gewinn, Händlermargen,  …., alles ist auf links gezogen worden und jetzt in einem Satz von Power-Point-Folien zusammengetragen. Beamer gab es noch nicht.

Die Herren des Vorstands werden in der Runde mit Kaffee versorgt, der Overheadprojektor lüftet jetzt hörbar und das Projektorlicht wird heller. Das versammelt zur Konzentration, zumal E.v.K. jetzt den Raum betreten hat.

Bereichsleitung aus Produktmanagement und Vertrieb PKW-Programm dürfen dem Vorstand vortragen. Der Chef-Controller nimmt auch teil. Balkendiagramme, Tabellenkalkulation, Tortencharts, Probeflyer der neuen Preislisten für alle Vorstandsmitglieder liegen auf dem Tisch – das ganze Manager-Einmaleins kommt zur Anwendung. Sicher auftreten, keine Bedenken aufkommen lassen, auch mal grob im Kopf die Summen überschagen, das kommt gut an. Der Controller verläßt sich derweil auf seine Backup-Folien. Backups, ganz wichtig, falls der Vorstand detailliert nachfragt.

Der Vortrag wird lang, länger, lang(weiliger). Sind die einzelnen Modelle rentabel, Preise plausibel, gut gestaffelt, darf ein 316i wirklich nackt schon fast DM 25.000,- kosten?

Mittlerweile sind viele beteiligt, viele reden mit, Fragen werden gestellt. Haben alle schon etwas gesagt? Und – soll wirklich der gesamte Vormittag mit Modell-Preisdiskussionen verbracht werden?

Aus der Runde: „Wie liegen die Preise in Stuttgart beim Daimler?“ E.v.K.: „Ach, alles Image da, keine echten Preise.“

Das kann noch Stunden dauern. Und, es mußte so kommen, jetzt fragt überdies noch einer nach den neuen Preisen der elektrischen Fensterheber im 5er ….

„Halt, meine Herren“ …. E.v.K. schaltet sich noch einmal ein. Wenn er spricht verstummen die anderen, ihm hört man zu, auch wenn er leise spricht. Er stellt schließlich auch eine Frage. Eine vereinfachende Frage, wie es nur dem Vorstandvorsitzenden gelingen kann, er muss außerdem pünktlich zum nächsten Termin: „Was ist unser Flagschiff, was soll das Top-Modell kosten? Sagen wir mal DM 100.000,-. Ja, der 750i darf das jetzt kosten! Bei konstantem EBITDA kann man doch die anderen Modelle unter dieser Maßgabe staffeln.“

Na also! Das war dann auch nicht wirklich eine Frage! Richtige Manager haben Lösungen! Ja, das klingt gut, nicht logisch, aber gut, einprägsam. Das kann man behalten.

Beim 750i kennt E.v.K. sich aus, hat er doch gegen alle Bedenken die erste serienmäßige 12-Zyl.-Limousine 1987 maßgeblich auf den Weg gebracht. Sein Baby. Mit dem E32 konnte er den Stuttgartern die Rücklichter zeigen.

„100.000,- glatt“, sagen andere Vorstandmitglieder vor sich hin. In Gedanken: 100.000,- für den PKW, den ich auch als Dienstwagen fahre, das erzähl ich der Frau Zuhause, die wird staunen! Genial, das ist so einfach!

Und so kam es ….

E.v.K.: „Vielen Dank an die Vortragenden, die Vorstandsvorlage ist angenommen mit der Maßgabe 100.000,- glatt für den 750i. Alles andere darunter bitte neu staffeln! Keine Wiedervorlage. Gute Arbeit meine Herren!“


 

2 Fundstücke – Tankstellenzeugs aufbereitet

Fundstück Nr. 1

Es ist schon fast wieder 10 Jahre her, da habe ich die alte Zapfsäule von einem Bauernhof abgeholt. Es war der Tipp eines Bekannten im Ort: „da müßte noch eine alte Zapfsäule stehen, bestimmt eine Aral ….“.  Tatsächlich, im Stroh einer Scheune in der nahegelegenen Bauernschaft, fast vergessen, war die alte Schwelm-Pumpe außer Dienst abgestellt worden. Die Verblechung war als Hofpumpe weiß und neutral überlackiert worden.

Gelbe Lackabplatzungen an den Ecken?

Das ist doch keine Aral – die Neugier hielt sich bisher in Grenzen. 🙂  Nach so vielen Jahren wollte ich nun doch einmal nachschauen. Mit einer Heißluftpistole und einem Rasierklingenscharber konnte ich die Emaillefläche wieder freilegen.

 

             

Nitro-Verdünnung gab dem letzten weißen Farb- und Grundierungslack den Rest. Eine Shell!  Das Aquarium, so der Spitznahme dieser Zapfsäulengeneration, habe ich dann noch von Strohnestern und vom Schmutz befreit. Neu beleuchtet ist die Dekoration Baujahr 1966 in der Oldtimersammlung wieder zu einem ansehnlichen Blickfang geworden. Kraftstoff wird sie nicht mehr pumpen.

 

Fundstück Nr. 2

Der grafische Stil und das rundlich geschwungene Wappentier im Logo der Westfalen AG läßt auf ein Fundstück aus den 70ern schließen. Ein weißes, springendes Pferd war von je her das Markenzeichen der Westfalen-Tankstellen.

Das alte Auslegerschild mit 130 cm im Quadrad ist aus einer Leuchtreklame geblieben. Rahmen, Beleuchtungskasten und Gegenstück sind weg, futsch.

Nach jahrelanger Aufbewahrung in einer Garage wurde dem Besitzer das Einzelstück jetzt zu sperrig. 3-2-1 meins.

Der Erhaltungszustand ist so gut, dass sich eine Versorgung mit neuen Leuchtmitteln und neuem Rahmen lohnt. Die dekorative Werbebeleuchtung findet Platz in der Oldtimerhalle und bleibt in der Region.

 

Etwas Hintergrund zu Westfalen-Tankstellen …. von Münster aus in den nord-westdeutschen Raum:

Gründung des Betriebszweiges Westfalen Kraft- und Schmierstoffe 1925. Benzol liefert die Zeche Westfalen in Ahlen. 1927 erste Tankstelle in Münster am Albersloher Weg. Bis 1938 sind ca. 100 zumeist Bürgersteig-Tankstellen der Marke entstanden. Ab 1949 wird die Mineraloel-Zwangsbewitschaftung n.d. K. aufgehoben. Großtanklager, Großtankstelle und Tankstellennetz wird aufgebaut.

Großtankstelle in Osnabrück (Bildquelle: Westfalen AG)

1989 erfolgte die Akquisition der Bielefelder Rückwarth GmbH & Co. KG. Das Tankstellennetz des Familienunternehmens Westfalen AG wuchs zu dieser Zeit auf 240 Stationen.

Tacho von Mph zu Km/h

Jetzt gibt es 2 Gründe den Tachometer in meinem Porsche zu überarbeiten. Einmal hat er immer noch eine Mph-Skala, mit der ich mich bisher arrangieren konnte, desweiteren ist aber jüngst der Meilenzähler ausgefallen.

Es ist soweit, ich werde ihn aufmachen

Es handelt sich um einen rein mechanischen VDO-Tacho, wie er in den 911 von 1973-77 oder 914 2.0 von 1973-75 verbaut wurde. Erkennungzeichen: Mph-Max-Wert 150, Loch in der Tachoscheibe oben (Standlichtkontrolle), Rückstellung der Tages-Meilen rückwärtig über eine Welle.

Der Ausbau im Fahrzeug ist einfach, man löst am Gehäuse hinten die Überwurfmutter der mechanischen Welle (Übertragung zur Radnabe), die Stecker der Beleuchtung werden gezogen und die gesteckte Rückstellwelle für den Tageswert kann herausgezogen werden. Das gesamte Tachogehäuse wird nach vorn herausgenommen/-gedrückt.  Gehalten wird der Tacho im Armaturenbrett ausschließlich durch einen Gummi-/Dichtring, keine weiteren Befestigungen.

Tachoscheibe wechseln

Die Ersatzteilbeschaffung (Tachoscheibe mit km/h Skala, € 99) erfolgte bei CarPoint GmbH Karlsruhe.

Der Km/h-Max-Wert der neuen Skala beträgt 250 (241,4 Km/h wäre der exakte Umrechungswert für 150 Mph). Passt ~

  Das Öffnen des Tachos erfolgt durch ein rundherum vorsichtiges Aufhebeln, die gebördelte Kante des Befestigungsrings muss gelöst werden. Drehen, drehen und langsam dabei aufhebeln, bis der Ring das Abdeckglas freigibt. Die Tachoeinheit wird anschließend durch das Lösen der 2 Halteschauben am Gehäuseboden zugänglich.

Der Zeiger muss auch entfernt werden. Um den Ruhepunkt des Zeigers festzustellen, wird er über den Stoppstift gehoben. Exakt steht er auf der kleinen Markierung am Tachoscheibenrand (Kontrolle für die spätere Wiedermontage). Als Hebelwerkzeug für die Zeigerabnahme verwende ich zwei kleine Löffel.

Die alte Tachoscheibe kann jetzt mit 2 Schrauben gelöst werden. Das neue Zifferblatt wird montiert. Den grünen Standlichtkontrollpunkt habe ich voher übertragen. Anschließend kommt der Zeiger zurück auf die Achse.

Zwischenzeitlich: das Problem mit dem Stillstand des Zählers beheben

Nach genauer Betrachtung und dem Enträtseln der Funktionsweise ist die Ursache für den Stillstand des Meilen-/Meilentageszählers klar. In der oberen Reihe rechts das graue, dünne Mitnehmerrädchen, es rutscht auf der Achse (ausgenudelt), obwohl es gegenüber dem Zahlenblock fest sitzen muss. Über ein weiteres kleines Zahnrad überträgt es auch die Drehung auf den unteren Zahlblock (Tageswert).

Jetzt könnte man an kleben denken, aber das funktioniert i.d.R. nicht …. nur machmal.

Der Ausbau der gesamten Achse ist fällig und der Achsdurchmesser am Sitz des grauen Rädchens wird vergrößert. Das passiert mit Einkerbungen durch einen stabilen Seitenschneider. Die Kerben sorgen dafür, dass das Zahnrädchen sich neu verhaken kann und abermals einen festen Sitz bekommt.

Anschießend wird alles wieder aufgefädelt …. aufgeachst. Synchron soll dabei der Übergang zum 0-Tageswert der letzten roten Ziffer mit dem nächsten Meilen-Schritt im oberen Block erfolgen – eine sehr fummelige Sache! Gut, alle Ziffern stehen bzw. bewegen sich, wenn es erforderlich ist. Der alte Tachowert (Laufleistung des Porsches) ist wieder eingestellt. Mit der Bohrmaschine überprüfe ich den Lauf – 4 Meilenschritte lang. Es funktioniert.

 Bleibt das Problem mit der Meilenzählung 🙁

Verantworlich ist die weiße Welle/Schnecke und das kleine 14-Zahn-Metall-Zahnrad, das die Rotation auf die Zahlenblöcke überträgt.

Wenn man umrechnet Meilen vs. Kilometer, so ist der Faktor 1 zu 1,61. Aus 14 Zähnen müssten theoretisch 8,7 Zähne werden, bei gleicher Steigung der Welle. Daran sieht man schon, die Übertragungswelle muss zusätzlich zum Zahnrad als Einheit geändert werden.

Jetzt habe ich 5 renommierten Tachobau-Firmen durchtelefoniert, ein Umbauset ist am Markt für Bastler …. Schrauber passt bei dieser Filigrantechnik nicht so recht …. nicht erhältlich. Eine Marktlücke! Der Umbau wird aber gern von den Firmen übernommen. Danke! Das war nicht mein Anspruch.

Wer hat eine Lösung?

Gern Kontaktaufnahme. Denke, angesichts der vielen US-Reimporte werde ich mit diesem Problem nicht allein sein.

Zusammenbau

Das Abdeckglas ist geputzt – und das Gehäuse ist mit Pressluft staubfrei ausgeblasen worden. Frisch geölt geht das Werk zurück ins Gehäuse (alle beweglichen Zahnräder, Wellen/Schnecken ganz leicht mit Silikonspray behandelt). Der Haltering wird zum Schluss vorsichtig nach und nach verschlagen. Das Gehäuse ist für das Verschließen mit einer Schraubzwinge stabilisiert.

Ganz spurenfrei ist die Methode für den Haltering nicht, aber im Armaturenbrett verbaut ist das nicht mehr sichtbar. Vorn und seitlich bleibt der Ring bei dieser Arbeit unbeschädigt. Wer ein Bördelwerkzeug hat, kann ggf. auch einen neuen Befestigungsring verwenden – den gibt es wiederum im Ersatzteilhandel.

Zum Schluss – mein erstes Erklär-Video dazu

Hinweis: im Video falsch – keine blaue Fernlichtkontrolle im Tachometer, es ist die grüne Standlichkontrolle (ist mir beim Wiedereinbau/Funktionskontrolle erst aufgefallen).