Manchmal ist man einsam mit seinen verrückten Ideen, die so recht keiner nachvollziehen kann: „Was wird das?“ Oder besser: „Warum machst du das?“ Aber es gibt Ausnahmetage, da ruft ein wildfremder Mensch an, ein anderer Verrückter, er kennt dich aus dem Internet, meldet sich und lobt sogleich dein Tun. Kennst du das?
Wenn das passiert, bist du vermutlich auf einem richtigen Weg? Womöglich.
Das Projekt, das nach meinem Empfinden in diese Kategorie gehört, ist der Nachbau des Continental-Turms für meine Oldtimerhalle, den ich jetzt über Monate vorangetrieben habe.
Planen, bauen, fertig werden (fast fertig werden, also wie immer)
Daten:
- Gesamthöhe 7 m
- Grundfäche 2,0 x 1,9 m.
- Galeriehöhe über den Boxen auf 3 m
- Holzkonstruktion mit Treppenanlage und einer Aussichtspalttform auf 5 m.
- Maßstab 1:2, das Original war vermutl. um 14 m hoch.
- Nachempfunden dem historischen Vorbild an der Nürburgring-Start-/Zielgeraden, das von 1950-65 im Ensemble der Boxenanlage rangte, gegenüber war die Haupttribühne an der sog. Betonschleife. Allenfalls ein weißer Strich auf der Fahrbahn trennte in dieser Zeit die Boxenanlage mit dem Contiturm von der Rennstrecke.
Und so sieht bei mir der Turmnachbau jetzt aus, rechts und links stelle ich jeweils 3 Fahrzeuge in die Boxen. Über die Treppe im Turm erreicht man zunächst den Galerieboden und nach weiteren Stufen die Aussichtsplattform. Die Werbebanner rechts und links über den Boxen habe ich im Mai 2018 von der Mille Miglia mitgebracht (persönliche Original-Erinnerungsstücke), vielleicht werden sie später noch einmal gegen authentische Werbung aus den 60ern ersetzt.
Wer hat es gemerkt? Genau – es fehlt noch das Dach. Allerdings für eine Fahne über dem Dach wird es dann zu eng. Bild unten: Blick aus dem Büro auf den Turm.
Rückblick – die gesamten Anlagen in den 50/60er in Skizzenübersicht
Wenn man sich die Zeit der 50er für sein Projekt einmal zurückholt, so erkennt man aus den Literatur-Quellen: es war die französische Besatzungsmacht nach dem Krieg, die den Wiederaufbau der teilweise zerstörten bzw. nicht gebrauchsfähigen Renn- und Prüfstrecke in Rheinland-Pfalz neu einleitete. Die Start-/Zielstrecke und zunächst die Südschleife wurde instandgesetzt. Ebenso wurden die Gebäude wiederhergestellt. Mit den ersten Einnahmen (Eifelpokal, Großer Preis v. Nürburgring bzw. Deutschalnd, ADAC-Wettbewerbe) erfuhr dann auch die Nordschleife eine Renaissance. Die schönste Rennstrecke der Welt (seit 1927) war wieder da!
Die wichtigen Gebäude an der Betonschleife der 50er waren:
- Start- und Zielhaus für die Unterbringung der Rennleitung (ab 1949/50 mit rundherum verglaster Etage, dem Mercedes-Café und beitseitiger Esso-Terrasse).
- Boxenanlage mit Contiturm für 50 Rennteams, 1952 um weitere 25 größere Boxen in Südrichtung erweitert.
- Dunlop-Turm (ab 1954) mit der Anzeige des Rennverlaufs auf der Strecke, quasi die Relaisstelle von 5 Streckenabschnitten zur Übermittlung der Positionen an die Tribühnenzuschauer.
- Hauptribühne mit Platz für ca. 2.500 Besucher und dem Hotel „Tribühne“.
- Außerdem Mercedes-Presseturm (Nordkehre), Fahrerlager, Auto-Union, Motalin- bzw. Shellsäule und Bosch-Tribühne (ab 1953, Südkehre) usw.
Über alle (Eifel)Berge
1965 war die Zeit des gelben Contiturms nach 15 Jahren schon wieder vorbei. Ein dann weißer Continentalturmneubau nahm seinen Platz noch bis zum Jahre 2000 an der Grand-Prix-Strecke ein, wurde dann aber auch abgerissen. Was bis heute blieb, ist das Fahrerlager, welches jetzt in unserer Zeit die Bezeichnung „Historisches Fahrerlager“ trägt. An alle anderen Lost Places der Betonschleifenära dürfen wir uns erinnern oder beispielsweise mit der Carrerabahn nachbauen – oder größer. 🙂
Update Sommer 2019
Fortsetzungsgeschichte Teil 1 2