Archiv der Kategorie: Volkswagen

16 Beiträge:
– Aus dem Bergrennen genommen
– Und was war mit Bulli …?
– Der 1600 TL von 1967 verlässt die Autosammlung
– Mutter, Mutter, wie weit darf ich reisen?
– KG Typ 34 reloaded – pimpen
– Na Ovali, wie wär’s mit einer kleinen Ausfahrt?
– KG Typ 34 reloaded – warum normal, wenns´auch anders geht
– KG Typ 34 reloaded – alles außer gewöhnlich
– T1 – und alte Feuerwehren
– T1 – Trockeneisstrahlen
– dug the bug out
– Käferwerkstatt – lackieren & montieren
– 0 auf 100 – halbe Minute
– Karmanns Erbe
– Bananen aus Berlin-Halensee
– Käferwerkstatt – kaufen & entrosten

Aus dem Bergrennen genommen

Warum steht der so bescheuert? Vorn einige Zentimeter höher als hinten:

  • Liegt da noch ein halbes Schwein auf dem Motor – wohlgemerkt hinten im Kofferraum über dem Antrieb?
  • Sind die Drehstabfedern hinten müde?
  • Sollte ich ihn mal wieder volltanken – wohlgemerkt vorn im Kofferraum?
  • Ist vorn am Fahrwerk gedreht worden?
Volkswagen Karmann Ghia Typ 34 von 1968 – Fahrwerk in Werkseinstellung

Die Radausschnitte sind vorn größer, da der Freiraum der gelenkten Räder größer sein muß. Das wäre zumindest eine Begründung! Aber ich denke, das ist es nicht. Es ist einfach VW-Designerschei..e, Keilform-Fahrwerk nannten die das. BMW mit den 02er-Modellen war in der Zeit auf dem gleichen Trip. „Auf dem Trip sein“ bedeutet eine bestimmte Meinung / Einstellung in einer Lebensphase zu haben. Einstellung – da haben wir es. Die Einstellung war / ist einfach falsch, die Autos fahren für das Auge scheinbar immer bergauf.

Eine Hand findet mühelos Platz im Radkasten, aufrecht gestellt, über den Reifen – so fahre ich nicht! Die Einstellung wird geändert.

Traggelenk vorn

Großartig, der Typ 3 ist ein Tieferlegungswunder, weil vorn in der serienm. Doppelrohrachse (in der Hinterachse übrigens auch) Drehstabfedern ihren Dienst verrichten. Und da kann man exemplarisch schrauben, Zähne verstellen, ohne gleich neue Achsschenkel oder gar eine ganz neue Achse einzubauen zu müssen.

Die Traggelenke trennen sich nur schwer aus den über 55 Jahre alten Verbindungen zum Radträger. Nur nicht den Schlagschrauber ansetzen, nix kaputt machen, denn ich weiß nicht, ob ich überhaupt Ersatzteile für den selten gewordenen Luxus-Volkswagen der ’60er bekomme.

Vorderachse Volkswagen Typ 3 – Kopie aus dem Schrauberbuch

Auch Drehstab und Achsschenkel sind nach Jahrzehnten zu einem unlösbaren Team zusammengewachsen. Die Zahnverstellung gelingt besser tief im Achsrohr am zweiten Zahnkranz, am anderen Ende des Drehstabes – und da ganz leicht. Einen Zahn weiter zu stellen, einrasten zu lassen, bedeutet das Auto auf der Achse um ca. 2,5 bis 3 cm dem Boden näher zu bringen – das passt. Gerade soll er stehen!

Dann wird alles wieder zusammengebaut.

Licht, Bühne – am 34er wird geschraubt

Auseinanderbau, nur rückwärts, geht dann auch viel einfacher. Jetzt, wo ich weiß wie die Mechanik arbeitet bzw. konstruiert worden ist, läuft es. Spannend der Moment, wo der Wagen mit seinem Eigengewicht die Federn wieder beansprucht, die Hebebühne verlässt. Er taucht ein in die Radkästen, meine Augen schauen auf die Vorderachse, habe ich es übertrieben? Ne, passt so, perfekt steht er jetzt da. Freude macht sich in mir breit, man könnte auch sagen: Schrauben ist Therapie.

Vorn jetzt 3 cm tiefer gelegt – der Schwellerverlauf ist parallel zum Untergrund

Ich habe ein Auto tiefergelegt – bin ich jetzt ein Tuner?

Es heißt: Tuning ist etwas in Abstimmung, in Einklang zu bringen. Oder, es ist eine individuelle Modifikation an Autos, …, die dem Zweck dient, die Leistung oder die Fahreigenschaft zu verbessern oder zu verändern oder … egal

getzt bin ich einen.

Das Drehen am Fahrwerk war erfolgreich – jetzt wird wieder am Volant gedreht
Nach 55 Jahren steht der VW Karmann Ghia Typ 34 jetzt richtig? Bitte einen Kommentar dalassen.

Und was war mit Bulli …?

Nur weil ich beschäftigt bin ist Pause hier? Blogger-Pause? Tatsache – seit über einem Jahr kein Beitrag an dieser Stelle von mir. War bei YouTube aktiv, so könnte ich sagen. VLog statt BLog? Soll das so bleiben? Weiß noch nicht, vielleicht komme ich wieder in den Schreibflow. Beides macht es eben aus, stand auch so in einem Kommentar von Euch. Danke dafür! Kommentare machen Mut.

Am besten ich beginne wieder mit einem kurzen Beitrag über den Bulli, dem aktuellen Projekt. Der Wiederaufbau des T2-Westfalia-Campingbus von 1977 hat Fortschritte gemacht. Videos und eine Playlist dazu sind/ist entstanden. Ich mache es knapp. An dieser Stelle will ich nicht so ausführlich über den Ausbaufortschritt berichten … sondern: da der Bus jetzt mehr und mehr fertig wird, stellt sich mir die Frage, was will ich damit überhaupt (erleben)?

Ab in den Süden damit, das werdet Ihr vielleicht sagen. Vanlive ist mega-in! Berichte und Videos dazu gibt es ohne Ende in den sozialen Netzwerken. Ja, genau. Und wenn ich nur den Titel „roomtour“ in den Überschriften der Veröffentlichungen lese, weiß ich schon was kommt: wie toll alles geworden ist, wie praktisch und genial der Van-Ausbau funktioniert, der Hund kommt auch noch mit und hat einen eigenen Platz… usw. … Ihr wisst schon.

Nein, nein – das mache ich nicht – oder? Werde ich auch die Außendusche und das selbstgezimmerte Gewürzbord der Bulli-Küche in den Videos präsentieren? Werde ich auch über die Anschlussdaten des Solarpanel schwadronieren oder erzählen wie lange ich mit 25 l Wasser im Frischwassertank auskommen kann? NEEEIIIINNN.

Individuell ist der, der es anders macht. Aber alle wollen individuell sein. Individuell ist irgendwie widersprüchlich?!

Also, ob es mal einen Reisebericht von mir im oder mit dem Bulli geben wird, ist noch offen. Reiseberichte sehe und lese ich selber beispielsweise gern, Reiseberichte machen m.E. einen Sinn, sie machen dem Betrachter und Leser Lust auf Länder, Ferne und Abenteuer. Der Bulli wird dann automatisch zur Nebensache, zur Staffage, kommt zeitweilig ins Bild und wir sind stolz darauf mit einem solchen Gefährt unterwegs zu sein – jau – schon ok.

Die Restauration und der Ausbau am Bulli geht weiter! Ferien dann erst im nächsten Sommer gewollt, im Bulli ist keine Standheizung geplant.

Der 1600 TL von 1967 verlässt die Autosammlung

blaues Fließheck VW, blaues Coupé Porsche

2014 habe ich den Typ 3 gekauft, vor 6 Jahren. Und jetzt die unglaubliche Bilanz nach dieser Zeit – 130 km haben wir an gemeinsamer Wegstrecke geschafft. War die Fastback-Limousine defekt oder hatte sie eine langwierige Restauration zu erdulden, bei der nichts fahrbereit war, wo ich auf Ersatzteile wartete? NEIN. Anders gefragt: Kann es sein, dass ich zu viele Autos habe? JA.

Daten des VW 1600 TL (Typ 31)

Autoliebhaber haben immer neue Ideen, neue Motive die Sammlung zu erweitern, zu verkleinern, zu verändern. Aber, es muss alles einen Sinn haben, Autos müssen gefahren werden! So ist zumindest meine Meinung. Das ist schon dem Namen Automobil geschuldet. Mit dem VW 1600 TL ist mir das offensichtlich nicht gelungen. Ist das schon das Chaos, bin ich ein Auto-Messie? Schnell nach der Definition für einen Messie ge-googled. Erfreulicherweise, erleichterterweise steht da folgenes: Messie … zwanghaftes Horten von wertlosen Dingen und dabei den Überblick verlierend. Ach woher, trifft ja alles nicht zu – pah!

Trotzdem, den Schritt in Richtung Verkauf zu gehen ist entschieden: Ich trenne mich von den „Schätzchen“, die ich schlechthin nicht bewege. Das Kriterium lässt sich weiß-auf-schwarz an den mechanischen Fahrstreckenzählern der Oldtimer ablesen, der blaue TL (die traurige Lösung) fällt hier besonders auf, zu wenige Kilometer bewegt, er ist jetzt ausgezählt.

In diesen Tagen drehe ich das Verkaufs-Video. Für solche Autos sucht man nach Liebhabern. Und es gelingt. Die Anfrage ist groß, das hätte ich nicht einmal erwartet.

Verkaufsvideo im August 2020, u.a. auch ein historischer Volkswagen-Werbeclip für den US-Markt eingespielt

Mutter, Mutter, wie weit darf ich reisen?

Ein Kind war die Mutter, die anderen Kinder standen in der Reihe und mit einigem Abstand davor. Nach der Reihe fragten die Kinder: „Mutter, Mutter, wie weit darf ich reisen?“ Die beste Antwort, die von uns in diesem Kinderspiel gegeben wurde, war dann: “ Kon-stan-ti-no-pel am Rhein„. Keiner von uns Kindern wußte zu dieser Zeit (in den 60ern) was oder wo Konstantinopel war. Keiner stellte sich die Frage, ob es diese Stadt überhaupt gab bzw. gegeben hat. Und da diese für uns imaginäre Stadt einfach an den Rhein gelegt wurde, brachte es zwei Silben mehr ein in unserem Fragespiel, das wir draußen auf der Straße vor dem Haus spielten. Von der Mehrsilbigkeit des Bos-po-rus hatten wir noch nicht gehört. Wer die Reiseziele mit den meisten Silben von der Mutter erhielt, rückte rasch mit Schritten vor und durfte in der Spielwiederholung selber die Mutter sein.

Jetzt ist die Zeit 50 Jahre vorgerückt. Heute würde mir vielleicht einfallen: „Mit dem Bul-li bis Is-tan-bul“. Auch jede menge Silben!

Bulli im Zustand vor der Restaurierung, gekauft 2012

Aber heute fragt man nicht die Mutter, man fragt das ökologische Gewissen! Darf ich ein entferntes Reiseziel z.B. mit dem Flugzeug ansteuern? Ja, nein, vielleicht … jedenfalls spende ich zumindest bei einer „Baumpflanzervereinigung“ mehrere Euros, um die Flugreise CO2-neutral zu rechtfertigen. Darf es ein Luxus-Ressort sein? Und wie ökologisch sind diese Herbergen der Besserverdiener und Jet-Reisenden. Reicht es schon, hier angekommen, sein Badetuch nicht jeden Tag auf den Boden zu hinterlassen, um es so vielleicht nur alle 2 Tage waschen zu lassen.

Ist das nachhaltig? Kann sein. Hilft das? Nein.

Reisen ist so schön, aber wie? Maximal frei sein, maximal ungezwungen, maximal individuell. Das reicht mir eigentlich schon aus an Attributen für eine Reiseplanung. Ich mache in diesen Tagen meinen alten Camper wieder flott, den VW-T2-Westfalia-Bulli. Die Restauration begann schon vor 6 Jahren, kam dann ins Stocken – andere Projekte hatten Vorang. Jetzt soll es weiter gehen, ich habe mit dem T2-Auf- und Ausbau wieder begonnen. Mal sehen, ob ich auf diese Weise, unterwegs in einem T2-Camper, meine Reisesehnsucht mit dem Reisegewissen zusammenbringen kann.

Ja, wenn er erst einmal wieder laufen … ehhhhh fahren würde. 😉

KG Typ 34 reloaded – pimpen

Quelle: Volkswagen-Prospekt

So wie im Prospekt sieht mein Karmann Ghia nicht mehr aus. Er hat nach 51 Jahren so viele Lackfehler wie ein Leopard Flecken im Fell. Die Hauptuntersuchung (TÜV) besteht er zwar, Mechanik, Karosserie, Antrieb, Beleuchtung alles okay, die Außenhaut ist allerdings nicht oldtimertauglich (§23 StVZO), zu viele Lackrisse und -abplatzungen.

Lack und auch der Chrom wird aufgearbeitet bzw. ausgebessert

Jetzt geht es darum nicht im 1. Anlauf den Schönheitspreis zu gewinnen, er soll zunächst einer Oldtimerbegutachtung entsprechen.

PS: empfohlener Link Unvernünftige Klassiker – Typ 34 – VW für Vermögende – AutoBild

Der Lackierer braucht viele Wochen, aber dann ist der Ghia an der Reihe: die Lackausbesserung steht an.

Update Juli 2019 – Finale

Auf See und vor Gericht ist man in Gottes Hand. Der Oldtimerfahrer kann gewiss die Hauptuntersuchung (oft nur als TÜV bezeichnet) hinzunehmen. Dennoch, nach einer Vorbesprechung mit einem TÜV-Gutachter, dem zwischenzeitlichen Aufenthalt in der Lackierwerkstatt usw. hat das Auto nunmehr seine neue Tauglichkeit zur Teilnahme am öffentl. Starßenverkehr nach 42-jähriger Pause erneut bestanden.

HU und Oldtimerbegutachtung nach §23 StVZO wurde am 4.07.2019 bestanden!

Der 34er ist jetzt angemeldet. Wie alle anderen Oldtimer in der Flotte (von classics.report) darf er mit dem roten 07er-Oldtimer-Kennzeichen bewegt werden. Eine der ersten kleinen Ausfahrten haben wir auch in Bewegt-Bildern festgehalten.


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Na Ovali, wie wär’s mit einer kleinen Ausfahrt?

Abgewandelt, aber irgendwie so schon einmal gehört? Dann gehörst du zur Kinder-Generation der 60er, vielleicht noch Anfang der 70er. Und die legendären Worte im Vorspann der Western-Geschichten heißen richtig: „Na Fury, wie wär’s mit einem kleinen Ausritt? Hast du Lust?“

Immer wenn ich den Ovali aus der Ecke hole, muss ich daran denken – an Kindertage, z.B. auch an Fury – vermutlich ist es der Zeitbezug. Mein Ovalscheiben-Käfer ist aus dem Baujahr 1956 und damit älter als ich selbst.

Damals Zuhause

Fury durften wir Zuhause schauen Ende der 60er. Meine Oma rief uns rein zur Kinderstunde am späten Nachmittag, da fing die Sendezeit des Tages an: „Wollt ihr Furri gucken?“ Wir Kinder spielten immer draußen, die Nietenhosen (Jeans sagten wir noch nicht) waren beim Eintreten in die Stube oft nicht stubentauglich. Schauten wir diese typische US-Serie in der Nachbarschaft, legte die Mutter dort eine Decke zwischen die blauen Hosen und die Wohnzimmer-Sitzmöbel. Im Sommer waren das natürlich kurze, rauhe Lederhosen und die waren erst recht nicht für die Wohnzimmer-Couch zugelassen. Zuweilen saßen wir einfach nur auf dem Teppich. Wir rochen nach aufgewühlter Erde aus dem Garten, nach Wiese und Rothe (ein Bach hinter unserem Haus). Oft hatten wir einen roten Kopf, verschwitzte Haare und staubige Beine vom Fußballspielen auf dem Asche-Sportplatz. Noch beim Vorspann zur Serienfolge, in der der schwarze Hengst galoppierend ins Bild kam, vom Serien-Helden gerufen, merkte ich den pochenden Pulsschlag im ganzen Körper. Ob es den anderen Jungs auch so ging? Kein Ahnung, darüber sprachen wir nicht, wir waren voller Erwartung der neuen Abenteuer aus dem fernen Texas. Und das pochende Herz war nicht die Vorfreude auf das Fernsehen, oft waren wir einfach nur ausgepowert vom Fußball, vom Radfahren, vom Toben und Ausgelassen Sein. Und von jetzt auf gleich saßen wir versammelt für 30 Minuten vor der s/w-Flimmerkiste, zumeist 2, 3, max. 4 Jungen – Nachbarsjungen.

Erinnerung ist eine Auswahl

Warum mich der Ovalscheiben-Käfer vornehmlich an diese Zeit erinnert, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht ist es neben der Zeit, aus der er stammt, außerdem noch seine wilde Art, wenn man bei einem Auto davon sprechen kann. Er ist kein akkurater oder schicker Oldtimer, er braucht ebenso eine Unterlage, auf die er abgestellt wird – damit er nichts schmutzig macht. Und wenn er von draußen kommt, riecht er auch nicht nach Lavendel. Er riecht besser, nach warmen Verbrenner, nach aufsteigendem Oelduft, sein Motor knistert jetzt, er kommt zur Ruhe und kühlt ganz langsam ab. Aber der Geruch hängt noch nach Stunden in der Garage, er ist eben ein kleiner Käfer geblieben, unverändert, original, mit viel Patina. Wenn ich heute als erwachsener Mann (meine Kinder sagen: alter Mann bzw. Alter) in dieses Auto steige, denke ich an die Kindheit zurück.

1 oder 2 Studen später, nach erledigter Runde über die Landstraßen, stecke ich die Nase noch einmal in die Karosserie-Rippen unter dem Ovalfenster der abgestellten Limousine – da ist der Geruch aus dem Erinnerungen aufsteigen.

KG Typ 34 reloaded – warum normal, wenns´auch anders geht

Die alte Karmann-Werbung, die ich auf der Rückseite einer Guten Fahrt von 1965 gefunden habe, verursacht ein Bild in meinem Kopf …. Don Quijote de la Mancha. Hatte der nicht „einen an der Waffel“ – soll ich jetzt ein Fragezeichen setzen? Besser ein Ausrufezeichen! Denn die bekannteste Episode im Ritterdrama ist sicherlich der Kampf gegen die Windmühlen, wenngleich im Roman eine eher untergeordnete Handlung. Der Junker ist aber nicht mein Protagonist, es kommt noch ein klappriger, dürrer Gaul Rosinante vor, der den sinnreichen und etwas entrückten spanischen Helden über die Hochebene Kastiliens trägt. Genau, verstanden! Rosinante ist die Metapher für den 34er auf diesem Werbefoto.

Und so betagt und fast schon am Ende, wie das Pferd im Roman, so in etwa ist die Entsprechung zu meinem Typ 34, der jetzt in der Werkstatt steht.

Fehlende Zierleiste, keine Sicken am Außenschweller – böse – hier sind vermutl. Reparaturen der Vergangenheit versteckt.

Restaurieren würde mich langweilen, wenn ich das Auto im derzeitigen Zustand betrachte.

Das Zündschloss musste auch raus zur Reparatur – ist neu verkabelt worden.

Er hat das Zeug zu mehr – oder weniger. Je nach dem, wie man es sehen will. Später Restaurierung nicht ausgeschlossen ist das Motto. Jetzt ist vorerst das Projektziel anders definiert: Ratte mit Tüv, so könnte man sagen. Die Spuren seiner Vergangenheit bleiben zunächst einmal erhalten, nur fahren soll er wieder. 42 Jahre nach der Stilllegung ist das leichter gesagt als umgesetzt. Ob es zu einem Happy End kommt – mal sehen, der Projektverlauf wird es zeigen.

Hier das nächste Videoprotokoll: der 4. Teil.

Einige Tage weiter ….

20. Februar 2019, ein denkwürdiger Tag in meiner „Oldtimer-Karriere“. Als ich mit 18 Jahren den Führerschein bekam, da wurde dieser 34er von Bj. 1968 stillgelegt, er hatte es hinter sich. Das offizielle Autoleben mit Zulassung im Straßenverkehr war für ihn 1977 bereits vorbei. Jedoch zu dieser Zeit kannten wir uns noch nicht. Heute bin ich selber 60 und versuche diese alte Möhre, die ich vor 8 Jahren erworben habe, wiederzubeleben – 42 jahre später. Aussichtslos? Nein, denn, wie gesagt, gestern hatte ich mit diesem Wagen eine Glanzstunde. Klingt etwas pathetisch, aber so war es! Für den Rest des Tages war ich geflasht. Nach einigen Versuchen konnte ich ihn am Nachmittag starten – und er lief wunderbar, er hatte mehr als 4 Jahrzehnte auf mich gewartet!

Das Projekt geht gut aus, jetzt bin ich zuversichtlich. Mehr als erwartet: Die Aussicht, ihn wieder fahren zu können, wird sich erfüllen!

Wir sind im März ….

Heute am 13. war Tüv-Begutachtung. Es gibt eine gute und ein schlechte Nachricht:

🙂 Technisch entspricht der Karmann Bj. 1968 den Vorschriften und würde eine Hauptuntersuchung (Vollabnahme nach §21 StVZO) bestehen!

🙁 Optisch kann er im derzeitigen Zustand kein Oldtimergutachten (§23 StVZO) bekommen, da Lackabplatzungen und -risse das Maß erlaubter Patina übersteigt.

D.h., mit § 21 könnte er angemeldet werden und wieder am Straßenverkehr teilnehmen, aber nicht als Oldtimer! Bei mir soll er jedoch in der 07er-Oldtimerflotte aufgenommen werden, demzufolge ich zunächst einmal am Lack arbeiten muss. Nix schweißen – aber füllern und beilackieren steht auf der Agenda. Erst wenn er die Hürde §23 StVZO genommen hat, geht es weiter.


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KG Typ 34 reloaded – alles außer gewöhnlich

Karmann Ghia Typ 34 – als Restaurierungsobjekt vor 8 Jahren gekauft – steht, rollt, wartet – nichts weiter ist bisher passiert.

Rückschau – Produktion mit Handbremse.

Nach kaum 8-jähriger Produktionszeit (1961-69) verschwand der Karmann Ghia Typ 34 vom Band ohne einen wirklichen Nachfolger zu haben. Der Neuwagenpreis lag zuletzt bei 9.145 DM. Zu teuer? Zu viel Luxus für einen Volkswagen in dieser Zeit? Im besten Jahr 1963 lag die Tagesproduktion gerade einmal bei 24 Wagen. Ein US-Export fand nicht statt, zu nah am 62er-Plymouth oder am Chevrolet Convair? Insgesamt 42.505 Exemplare schafften es gerade einmal die Hallen in Osnabrück zu verlassen – kein wirtschaftlicher Erfolg. 1969 wurde die Produktion des „großen“ Karmann Ghia, so wurde er auch genannt, beendet.

Man kann das Design heute noch feiern. Weder schnell noch kraftvoll, ein KG muss (eigentlich nur) schön sein!

Einer der 42-Tausender hat es zu mir geschafft. Für Coupé-Freunde bleibt es der Designschlager unter den luftgekühlten Volkswagen! Eine steil gestellte Windschutzscheibe und eine viel schräger gestellte und hoch in die Dachlinie laufende Heckscheibe. Alles filigran gestrebt – man sitzt wie in einer Pilotenkanzel. Alle VW aus den 60ern sind rund, der 34er hat aber diese markant umlaufende Profilkante („Bügelfalte“) in der Karosserie, die in der Wagenfront über kleinen Zusatzscheinwerfern harmonisch zuläuft. Die abfallende Heckpartie ist lang für ein 2+2 Coupé, hier tarnt sich der Flachmotor mit Doppelvergaserbestückung unter dem hinteren Kofferfach (Gesamtlänge des Autos ist 4,28 m). Sergio Sartorelli bei Ghia in Turin zeichnete ihn schon 1958. Die Zusammenarbeit von Karmann und Ghia hatte sich schon beim kleinen KG Typ 14 Anfgang der 50er bewährt. Am Messestand der Firma Karmann (IAA 1961 in Frankfurt/M.) wurde er vorgestellt – der „Zweitwagen für die vermögenden Schichten“, VW betitelte ihn tatsächlich als „A Ladies‘ Sportscar“. Die fehlende Leistung für einen echten Sportwagen wurde so in eine Tugend gewandelt. Heute würden wir sagen: Gender-Marketing, aber das war 1961 kein Thema, zeittypisch! Technisch gesehen war der 34er jedenfalls nichts Besonderes, von der Stange, ein Volkswagen eben. Er reihte sich in die Familie der Typ 3 Wagen ein, Volkswagens Vorstoß in den Markt der unteren Mittelklassewagen.

Quelle: Werbefoto Volkswagen

Und jetzt zum Restaurierungs-Kandidaten: 8 Jahre allein bei mir ungenutzt in der Ecke. Der 34er ist jetzt dran – alles andere kann warten.

Erstzulassung meines 34er war 2/1968, Stillegung dann schon wieder 1/77. Der KG ist nunmehr:

Alter KFZ-Brief, auch als sog. Pappbrief bekannt.

4_2__ J_a_h_r_e__a_u_ß_e_r__D_i_e_n_s_t__!

Es handelt sich um ein Modell von 1968, ein 1600 L Automatik mit 54 PS. Von zwei Vorbesitzerinnen, Dr. med. Anni … und Ruth …., beide aus Bocholt, insgesamt 125.ooo km gefahren worden. Im alten KFZ-Brief kann man die Besitzerhistorie und Zulassungszeit ablesen, ein Stilllegungszettel ist auch noch vorhanden. Und hier stimmt es wieder, der KG war ein Typ, der den Frauen gefiel bzw. gefallen sollte. Die Werbung hatte die vermeintliche Zielgruppe gefunden.

Du willst es, du kriegst es …. (vermutlich) hin. Vom Dauerparkplatz rollt der 34er jetzt in die Werkstatt.

Über die Arbeiten in der Werkstatt entsteht ein Videoprotokoll. Hier der 1. - 3. Teil,
weitere kurze Videos in Folgebeiträgen über das Projekt: KG Typ 34 "reloaded".

Warum hat er solange gestanden? Die 8 Jahre bei mir kann ich erklären, aber was war davor. Welche Schäden hat er? Mal abgesehen von einer zu überarbeitenden Karosserie – für die erste Aufgabe, ihn aufzuwecken, braucht es jetzt die alten Schrauberkenntnisse aus der Käferzeit. Mal sehen, was da noch geht. Schritt für Schritt vorgehen: der 3-Gang-Automatikwagen soll zum Laufen gebracht werden? Die Engländer haben diese schöne Vokabel: to refloat sth. – das ist es! Das würde mich beflügeln ihm in der Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Wer an alten Autos schraubt, der kennt das: auseinanderbauen, reinigen, reinigen, …. reinigen, reinigen, zusammenbauen. Ggf. mal reparieren, aber immer wieder reinigen, putzen, reinigen. Leidet man an einem Putzzwang, so ist das in diesem Falle bzw. für dieses Geschäft vermutlich nicht einmal von Nachteil! Bin mit den ersten Arbeiten am 34er angefangen. Da ich ihm jetzt meine Aufmerksamkeit gebe, habe ich so langsam eine Vorstellung davon, wie er einmal werden soll, vorausgesetzt die 54 PS kommen wieder in Schwung. Eine Hochglanz-Vollrestauration wird es jedenfalls nicht. 🙂 Soll auf irgendeine Weise spannender werden!


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T1 – und alte Feuerwehren

Der T1-Feuerwehrbulli wird fertig

Endlich habe ich die Stoßstangen vom Lackierer zurückbekommen und der Bulli konnte jetzt im Oktober fertig montiert werden (siehe auch Beitrag T1 – Trockeneisstrahlen). Um z.B. die Bosch-Signalhörner einmal zu hören, wird er im Videoformat vorgestellt:

Etwas zur Historie

2010 kam dieser VW-Transporter (Bj. 1965, 42 PS, 1500 ccm) über einen österreichischen VW-Sammler zu mir. Georg hatte ihn wiederum von einer Wehr in der 1.000-Einwohnergemeinde Daleiden/Eifel erworben. In diesem Ort wurde er 1994 aus dem Vorbesitz der Verbandsgemeinde Speicher gekauft und zum TSF (Tragkraftspritzenfahrzeug) ausgebaut. Die Magirus-Tragkraftspritze TS8/8 von 1963 als TSF-Ausrüstung ist immer noch dabei. Die Leistung der Tragkraftspritze mit dem 4-Zyl.-VW-Instustriemotor ist je nach Ansaughöhe >1.000 Liter/min.

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Die VW-Transporter waren damals ganz typisch für keine Wehren und oftmals der erste Schritt zu einem eigenen Motorfahrzeug. Diese Fahrzeuge ermöglichten das Aussortieren vieler, zumeist in dieser Zeit noch von Traktoren oder anderen Behelfsfahrzeugen gezogenen Tragkraftspritzenanhängern.

 

Historische Fahrzeuge und Pumpen im Einsatz

Leider war mein Bulli im Sommer noch nicht fertig, ein Ausflug mit Erlebnisgarantie stand an. Die Freunde historisher Feuerwehrfahrzeuge, eingeladen von Rainer Dehne in Enger-Dreyen, der den Tag auch hervorragend organisiert hatte, trafen sich zu einer Übung am Mittellandkanal. Schwager Gerd nahm mich im Magirus mit. Hier einige Bilder dazu:

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Das viell. eindrucksvollste Fahrzeug an diesem Tag – eine MAN-Drehleiter von 1938. Das Fahrzeug wurde nicht nur gezeigt, die Drehleiter wurde ausprobiert. Ausgefahrene 30 Meter Stahlkonstruktion und ca. 2 t Gewicht (nur die Leiter) richteten sich an diesem Tag in den Himmel.

Die anderen Fahrzeuge (sehr schöne Mercedes u. Magirus der 50 – 70er Jahre) pumpten am Kanalufer kräftig Wasser durch die Schläuche und bewiesen ihre andauernde Tauglichkeit. Auch Tragkraftspritzen kamen zum Einsatz.

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T1 – Trockeneisstrahlen

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Gefahren wird der Feuerwehrbulli von 1965 eher selten. 16.000 Original-km hat er jetzt auf der Uhr. Wenn der VW-Motor aber einmal starten soll, so macht er das auch brav. Dazu kippe ich einen Schluck Benzin von oben in den Vergaser – Zündung – und schon läuft er. Die 6-Volt-Batterie und die mechanische Bezinpumpe haben es dann einfacher nach langer Standzeit.

Heute hat die Feuerwehr keinen spontanen Blaulichteinsatz, sondern der Termin ist lange abgesprochen und vorgeplant.

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Der Unterboden des VW-T1 soll konserviert werden. Unter der teilweise bröckeligen Bitumenschicht und dem feuchtigkeitsaufnehmenden Dreck in den Ecken kann es zu Rostschäden kommen. Hier Drahtbürste und Spachtel einzusetzen ist nicht mehr zeitgemäß und noch weniger effektiv.

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Das bereits seit einigen Jahren in der Oldtimerrestaurierung bewährte Trockeneisstrahlen, ein Druckluftstrahlverfahren mit festem Kohlenstoffdioxid, hilft hier eine schonende Reinigung vorzunehmen. Die ehemalige Unterbodenschutzschicht, die als solche das Fahrzeug nicht mehr schützt, sondern das Gegenteil bewirkt, wird mit dem Strahlgut versprödet, platzt ab, und das Trockeneis verdampft bei diesem Vorgang rückstandslos.

Fachbetrieb u.a. auf diesem Gebiet ist die Fa. Ralf Humberg  Humberg_logo  im münsterländischen Nottuln.

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Die Über-Kopf-Arbeit ist anstrengend und nicht ohne Gehörschutz zu erledigen. Oben links im Bild der Vorrat der Eispellets und das Strahlgerät, rechtes Bild Schutzausrüstung und Strahlkanone. Und natürlich der Fachmann, der die Arbeit durchführt!

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Allerdings kann es vorkommen, dass die mittlerweile hart gewordene Ummantelung der alten Kabelbäume leiden kann (Bild o. links), oder z.B. Heizrohrdämmung (Bild o. rechts). Bremsleitungen oder auch die Gelenkgummi überstehen i.d.R. die Prozedur – die Vorteile überwiegen!

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Ist der Unterboden sauber, bin ich wieder dran. Erneut verladen und abholen. Jetzt kommt eine Rostumwandlung zum Einsatz, die schon angegriffenen Stellen müssen behandelt werden. Ich verwende hierzu BRUNOX. Der Vorteil bei diesem Produkt ist: nach der Rostwandlung muss nicht nachbehandel – oder beispielsweise mit Wasser abgewaschen werden. Es bildet sich gleich eine Grundierungsschicht, auf die ggf. aufgebaut werden kann.

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Der Bulli wird nochmals aufgehängt, so kommt man gut an die  Wirkungsstätte für die Chemie.

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Das Ergebnis ist gut. Ggf. jetzt noch Steinschlagschutz in den Radkästen aufbringen? Überlege ich mir noch …. der Rest soll aber so bleiben, um den Unterboden über die Zeit besser kontrollieren zu können, der Bulli wird ohnehin nur bei trockenem Wetter gefahren.

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Einige Reparaturen stehen jetzt noch auf dem Arbeitsplan ….

Update August 2017: zuerst wurden die Felgen neu lackiert und neue Pneus aufgezogen. Auf beiden Achsen habe ich die undichten Radbremszylinder ausgetauscht und neue Bremsflüssigkeit durchgepumpt. Die verrosteten Dämpfer der Hinterachse sind getauscht worden und das Lenkungsspiel konnte durch eine neue Schubstange verringert werden. Eine Probefahrt (noch ohne Stoßstangen) war fällig. Benötigte Ersatzteile kamen von „Dem_Raana_sein_VW-Shop„.

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