Porsche 550



Zum Jahresende schaut man gern zurück. Oder, wie ich, man sucht nach Fotos auf der Festplatte, um Weihnachten vielleicht Erinnerungen in einem persönlichen Album zu verschenken. Was man da so findet! Das lenkt vom ursprünglichen Gedanken ab. Ich bleibe bei Bildern aus 2009 hängen, Vater & Sohn in den USA.

Rückschau: Erste Station unserer Reise war Costa Mesa, CA. Wir besuchten European Collectibles.

Na, um was ging es wohl?

Bei European Collectibles in Costa Mesa – sind da etwa verpackte Spyder?

Nein, kein Spyder da. Nick will mir aber das blaue F-Modell verkaufen.

Ja klar, wir haben in Kalifornien nach Porsche gesucht. U.a. haben wir Ausschau gehalten nach einem 550 Spyder. Nein, nicht nach einem Original-Fahrzeug, der originale James-Dean-Spyder war auch schon seit 1955 min. 17 mal verkauft worden, wenn man den schwunghaften Teilehandel aus dem Unfallwagen seit dieser Zeit einmal aufaddiert (so sagt man, beispielsweise Motorvision 2010 / Vintage-Vorstellung  550 Spyder). Wir guckten nach einer Replika. Feiner ausgedrückt, wir suchten nach einer dem Original ähnlichen Re-Creation. Ab $ 30.000 geht es da los. Genau, für den Nachbau dieser Autoikone! Über die (Un)summen, die für einen Original-Wagen aufgebracht werden müßten, wenn mal ein Spyder am Markt wäre, möchte ich hier nicht spekulieren. Nur soviel dazu und mir bekannt: Beim Goodwood-Revival ist 2016 ein 550 Spyder RS für 4,6 Mio. Englische Pfund versteigert worden – Punkt

Nächste Station war Malibu: Automotive Legends.

Wir hatten keinen Termin, aber auch spontan gab es ein gutes Gespräch. Nach der Besichtigungstour bekamen wir eine DVD mit auf den Weg, quasi die Werbescheibe von Automotive Legends. Ein kl. Ausschnitt daraus macht die Sache anschaulich wie gearbeitet wird und mit welcher Passion die Spyder hier gebaut werden:

Weiter zu Stuttgart-Spyder in Long Beach.

Probesitzen war hier schon mal angesagt. Ab jetzt waren wir ausgerüstet mit Katalog und aktueller Preisliste – von Stuttgart-Spyder. Vom Pre-assembled-Body-Package, über das Roller-Package bis hin zum Turn-Key-Car war alles möglich.

Jurek passte gut in den Spyder. Bei mir sah es albern aus, ich schaute hoch mit dem Kopf heraus.
 

„Nimm einen alten VW-Motor. Die Fahrzeug-Identität können wir auch aus einem alten Käfer nehmen. Damit ist die Zulassung in Germany dann einfach.“ So in etwa war fast immer der Rat, wenn wir in den Gesprächen auf das Zulassungsthema kamen. Ich hatte dann immer im Kopf: „Könnte klappen, könnte klappen, …. mit der Hauptlenzpumpe in die Regelzellen, …. kriegen wir hin.“ Aber diese cineastische Synapse meinem Gesprächspartner zu erklären hätte gewiss bei meiner Übersetzungskunst ins Englische eine Grenze gefunden. Maul halten!

Das sind doch keine Schlachtkäfer – oder?

Tatsächlich standen viele alte Käfer um die Halle herum. Die Tunnelmittelteile (Blechteil unter der Käfersitzbank hinten) mit den Fahrgestellnummern waren griffbereit zur Aufnahme für einen Spyder-Gitterrohrrahmen.

Könnte klappen, könnte klappen, ….“

Ein ganzer Autotransporter voll mit Spydern wurde während unserer Besuchszeit bei Stuttgart-Spyder abgeholt, die Jungs waren gut beschäftigt.

Und schließlich zu weiteren 550er-Garagen rund um L.A.: Z.B. Vintage Spyder in Stanton war ein Anziehungspunkt.

Der Chef, mit dem wir verabredet waren, war nicht da. Kurze Zeit später, als ein Mitarbeiter nach ihm telefoniert hatte, rollte er mit seinem Pickup-Truck vor und klagte: „You Porsche-Guys are specific.“ Was wohl so viel bedeuten sollte wie: Ihr seid alle gleich (doof). Das Gespräch war aber anschließend sehr entspannt.

Wir durften hier erleben wie eine Spyder-Karosserie (Glasfaser mit Polyesterharz, GFK) aus der Backform befreit wurde. Der Bau bzw. das Backen der Roh-Karosserie passiert üblicherweise in Brasilien (z.B. bei Chamonix) und wird dann in dieser Form in die USA geliefert.

Die Gitterrohrrahmen für den Spyder, eine solide und dem Original nachempfundene Bauweise, werden Vorort gefertigt.

Für Käferleute gut zu erkennen: vorn die Achsaufnahme.
Fahrzeuge waren auch zur Wartung oder zum Umbau da.
Motor nach Wahl – ein luftgekühlter Typ 4 Motor wäre schon die richtige Maschine. Ein Carrera-Königswellenmotor (nach Original-Spec. mit 110 PS) wäre auch moglich, aber dann wohl mit Abstand die teuerste Variante im Replika-Spyder. 
Oelkühler verbauen (s. Bild o.) oder Ersatzrad mitführen, wie im Original?
Aluminiumboden. Und ein weiteres sehr schönes Detail: die kl. Rennscheibe ohne den störenden oberen Rahmen.
Dem Porsche-Mythos nach: Die Nummer der Konstruktionszeichnung bzw. die daraus abgeleitete Typenbezeichnung 550 soll angeblich auf das Wageneigengewicht der Coupé-Version zurückzuführen sein – wer’s glaubt.

Resümee der Reise:

Superschöne Autos, man kann leicht schwach werden. Und wir hatten eine tolle Zeit in Kalifornien. Aber die letzte Überzeugung für die 550er-Replikafahrzeuge fehlte, nicht zuletzt einer voraussichtlichen Zulassungsproblematik in Deutschland geschuldet (Tüv-Vollabnahme, ggf. Einzelbetriebserlaubnis EBE, einzuhaltende Emissionswerte, wenn die Replica als Nicht-Oldtimer eingestuft wird, usw….?). Die Sache muss man anders angehen….



Aber! Wir haben Ostern 2009 dann doch noch einen Mittelmotor-Porsche auf unserer Reise gekauft – einen 914. Und das ist eine andere Geschichte.


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