Na Ovali, wie wär’s mit einer kleinen Ausfahrt?

Abgewandelt, aber irgendwie so schon einmal gehört? Dann gehörst du zur Kinder-Generation der 60er, vielleicht noch Anfang der 70er. Und die legendären Worte im Vorspann der Western-Geschichten heißen richtig: „Na Fury, wie wär’s mit einem kleinen Ausritt? Hast du Lust?“

Immer wenn ich den Ovali aus der Ecke hole, muss ich daran denken – an Kindertage, z.B. auch an Fury – vermutlich ist es der Zeitbezug. Mein Ovalscheiben-Käfer ist aus dem Baujahr 1956 und damit älter als ich selbst.

Damals Zuhause

Fury durften wir Zuhause schauen Ende der 60er. Meine Oma rief uns rein zur Kinderstunde am späten Nachmittag, da fing die Sendezeit des Tages an: „Wollt ihr Furri gucken?“ Wir Kinder spielten immer draußen, die Nietenhosen (Jeans sagten wir noch nicht) waren beim Eintreten in die Stube oft nicht stubentauglich. Schauten wir diese typische US-Serie in der Nachbarschaft, legte die Mutter dort eine Decke zwischen die blauen Hosen und die Wohnzimmer-Sitzmöbel. Im Sommer waren das natürlich kurze, rauhe Lederhosen und die waren erst recht nicht für die Wohnzimmer-Couch zugelassen. Zuweilen saßen wir einfach nur auf dem Teppich. Wir rochen nach aufgewühlter Erde aus dem Garten, nach Wiese und Rothe (ein Bach hinter unserem Haus). Oft hatten wir einen roten Kopf, verschwitzte Haare und staubige Beine vom Fußballspielen auf dem Asche-Sportplatz. Noch beim Vorspann zur Serienfolge, in der der schwarze Hengst galoppierend ins Bild kam, vom Serien-Helden gerufen, merkte ich den pochenden Pulsschlag im ganzen Körper. Ob es den anderen Jungs auch so ging? Kein Ahnung, darüber sprachen wir nicht, wir waren voller Erwartung der neuen Abenteuer aus dem fernen Texas. Und das pochende Herz war nicht die Vorfreude auf das Fernsehen, oft waren wir einfach nur ausgepowert vom Fußball, vom Radfahren, vom Toben und Ausgelassen Sein. Und von jetzt auf gleich saßen wir versammelt für 30 Minuten vor der s/w-Flimmerkiste, zumeist 2, 3, max. 4 Jungen – Nachbarsjungen.

Erinnerung ist eine Auswahl

Warum mich der Ovalscheiben-Käfer vornehmlich an diese Zeit erinnert, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht ist es neben der Zeit, aus der er stammt, außerdem noch seine wilde Art, wenn man bei einem Auto davon sprechen kann. Er ist kein akkurater oder schicker Oldtimer, er braucht ebenso eine Unterlage, auf die er abgestellt wird – damit er nichts schmutzig macht. Und wenn er von draußen kommt, riecht er auch nicht nach Lavendel. Er riecht besser, nach warmen Verbrenner, nach aufsteigendem Oelduft, sein Motor knistert jetzt, er kommt zur Ruhe und kühlt ganz langsam ab. Aber der Geruch hängt noch nach Stunden in der Garage, er ist eben ein kleiner Käfer geblieben, unverändert, original, mit viel Patina. Wenn ich heute als erwachsener Mann (meine Kinder sagen: alter Mann bzw. Alter) in dieses Auto steige, denke ich an die Kindheit zurück.

1 oder 2 Studen später, nach erledigter Runde über die Landstraßen, stecke ich die Nase noch einmal in die Karosserie-Rippen unter dem Ovalfenster der abgestellten Limousine – da ist der Geruch aus dem Erinnerungen aufsteigen.

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