911 G efragt

Das titelgebende Wortspiel fragt nach dem G in der Modellbezeichnung. Gibt es eigentlich einen Porsche G, oder G-Modell? Ein G steht auf keinem 911-Motordeckel und ziert auch keine Kotflügelflanke. Ach ja, beim Porsche wohl vorn auf der Kofferraumhaube, …. nein, leider auch nicht.

G efragt – G eantwortet, eine Minute für die Theorie:

  • Frühe 911 sind die Modelle 1964 bis 67, zusammengefaßt als sog. 0-Serie, mit 6-stelligen Fahrgestellnummern, die noch aus den Tagen des Porsche 356 übernommen wurden.
  • 1968 führe man das 8-stellige Fahrgestell-/Nummernsystem ein, man zählte ab da mit dem A beginnend die Modelljahre alphabetisch weiter.
  • Wenn man also bis G gezählt hat, ist man bei Modelljahr 1974 (Hubraum 2.7 Ltr.) angelangt. Die Modelle diesen Jahres gingen als G-Serie in die Produktion. Neue und höher gebauten Stoßstangen inkl. der seitlicher Faltenbälge waren auf Anhieb Unterscheidungsmerkmale gegenüber den Vorgängermodellen.
  • Alle Folgemodelle dieser G-Serie, mit nahezu gleichbleibender Karosserieform, wurden bis zum Bauzeitende 1989, man produzierte in Zuffenhausen bereits die J-Serie mit 3.2 Ltr.-Motoren, unter der Bezeichnung G-Modell subsumiert.  Das G der ersten 74er-Serie ist somit Namenspate für den gesamten Produktionszyklus 1974 bis 1989 geworden.

Soweit zur Deutung  – viel spannender, wie sehen die Dinger aus?

1983er 911 SC Cabriolet, 204 PS

2 x 911 Carrera 3.2 in grandprix-weiss

Und eben da kann ich mitreden! So einige Exemplare sind in meiner Auto-Biografie …. haha …. vorzuweisen. Um jetzt die genaue Anzahl benennen zu können, müsste ich meine gesamte back-up-Festplatte mit all den ungeordneten Fotos durchsuchen …. ehhh …. lieber nicht. Aber in einem Vierteljahrhundert ist viel passiert. Gelegentlich standen schon mal 2 der Boliden, wobei ich zugeben muss, mein Zahlengedächtnis ist nicht gut, bei uns in der Garage, im Wintergarten, später im Parklift in der oberen Garagenetage, …. lieber keine weiteren Einzelheiten dazu.

1985er 911 Carrera 3.2 mit dem schlanken Carrera-Heckflügel

2 x 911 Carrera 3.2 Coupé

1976er 911S US-Targa, „Silberbügel“, aus Washington/State importiert, als der Container aufging sehr pos. überrascht

1984er Übergangsmodell noch mit SC Sitzen, Targa

1987er 911 Carrera 3.2 in felsengrün-metallic

1982er 911 SC mit Pascha-Ausstattung/Teilleder

Hoffentlich klingt das jetzt nicht nach Großtuerei! Aber, wenn man weiß, dass gute und fahrbereite Elfer in den 90ern tatsächlich schon ab 15.000 DM …. ja DM …. zu haben waren, da relativiert sich das schon. Vielleicht gab es diese Preise nicht im Porschezentrum in Deutschland, aber mein Jagdrevier für preisgerechte und gute Elfer war international ausgerichtet. Der Auslandsmarkt, hier insbesonder Italien und die USA, war in den Jahren bisweilen zu verschiedenen Zeitpunkten/Umständen anders aufgestellt. Geänderte Abgasvorschriften, Versicherungsbedingungen oder regulierte Kfz- bzw. Luxusbesteuerung sorgten für Verschiebungen in den Ländern gegenüber dem Heimatmarkt. Ebenso boten sich im Segment Privatverkauf auch in D. gute Gelegnheiten. Mut und Risiko war stets auszupendeln mit etwas Sachkenntnis und weniger Emotion beim Gebrauchtwagenkauf. Das half mir, um am Ende nicht völlig auf die Schna..ze zu fallen. Jedes Geschäft, wenn man so will, war verbunden mit etwas Nervenkitzel. Ich sammelte mit der Zeit immer mehr Detailwissen zu den Autos und nette Elferbesitzer traf man dabei allemal. Einige Jahre verbreitete ich den gewonnen Kenntnisstand uneigennützig als 911-Kaufberatung im Netz unter dialog-911.de, wovon Relikte noch immer im Netz herumgeistern.

Richtige Fehlkäufe, Motorplatzer, Totalreparaturen gab es in dieser Zeit nicht. Ob das aber ein Inditz für gute Porsche-Qualität in dieser Bauperiode ist? Bestimmt! Klar, es gab auch Pannen, und nicht alle Elfer waren ausschließlich gepflegte Erscheinungen beim Kauf. Reparaturen waren zumeist Kleinigkeiten oder hatten verschleißbedingte Ursachen.

DME-Relais

DME-Relais waren bei den 3.2er Carrera nach längerer Standzeit typischerweise „fritte“. Auf einem Alpenpaß bin ich bei der Überführungsfahrt unangekündigt liegen geblieben. Seit dieser Zeit (und bis heute) ist das Ersatzteil griffbereit im mitgeführten Werkzeugkasten. Anderes Beispiel: die anstehende Erneuerung der Kupplung war nach meinen Beobachtungen bisweilen schon Grund genug für manchen Verkäufer den Sportwagen abzugeben, …. da ging demzufolge auch der Preis auf attraktives Käuferniveau.

1986er 911 Carrera 3.2, Klimaanlage verbaut

Meilentacho im US-Modell

ecircle-Treffen 2003, Bad Wildungen

Um reparierte Unfaller oder nicht originale Fahrzeuge (z.B. andere Motoren, Leistungssteigerungen, nicht werksseitige Karosserieverbreiterungen, Elfer mit den ganzen Tuningsünden) habe ich einen Bogen gemacht. Ebenso habe ich mich bei den 2.7ern zurückgehalten – so gut wie. Zum einen waren die G-Modelle 1974-77 mit 150 oder 165 PS nicht besonders leistungsstark, zum anderen waren da diese Rostprobleme bei den frühen, nicht feuerverzinkten G-Modellen. Das hat mich damals noch abgeschreckt. Bei den leistungsstarken und sportlichen 2.7- oder 3.0 Carrera scheiterte es hingegen an der finanziellen Courage …. oder wie war noch gleich das Synonym für Liquidität?

Meine Favoriten hießen 911 SC 3.0 (gern die 204 PS-starken ab 1981) und 911 Carrera 3.2 (egal ob mit 915- oder G50-Getriebe). Bei Farben oder Ausstattung war kein Schwerpunkt gesetzt. Ein unverbastelter Originalzustand und Funktion, Kriterien nach denen man(N) ein Auto beurteilt, waren allemal wichtiger.

Die Fotos zeigen Porsche, von denen ich einige nur wenige Monate und andere für einen längeren Zeitraum hobbymäßig zu Treffen, Ausfahrten und auf Reisen gefahren habe. Das G-Modell ist für mich bis heute ein optimales 911-Einsteigermodell und mittlerweile auch als Porsche-Klassiker seitens des Herstellers geadelt (das war nicht immer so). Ferner ist es immer noch ohne Wertverlust oder großen finanziellen Einsatz für den Jedermann-Hobbypiloten zu unterhalten. Lediglich die Anschaffungspreise machen heute keine Lust mehr …. Lust, noch so ein Synonym für Liquidität.

1987er 911 Carrera 3.2, importiertes US-Modell aus Kalifornien, Cabriolet

1987er 911 Carrera 3.2, Jubiläumsmodell, Einkauf in Italien

1986er 911 Carrera 3.2, Cabriolet mit Frontspoiler, auch Italien

911 SC, rote Rücklichter/Blinker, kein Heckschriftzug, getauscht gegen einen 964er mit Günter aus der 0911er-Stadt

Mai-Treffen 2002, Trabrennbahn Dienslaken, im preussch-blauen Coupé

rote Lederausstattung im Targa

Weitere Lobrede auf das Porsche 911 G-Modell will ich an dieser Stelle nicht betreiben, davon kann man jede Menge in der einschlägigen Literatur enträtseln.

Aber falls jetzt so langsam die Frage auftaucht: wo sind denn die vielen Elfer gebleiben? Naja, einerseits wagt man sich mit gewachsener Erfahrung an die frühen 911 F-Modelle heran (die Logik hinter der F-Modellbezeichnung müsste man sich jetzt erschließen können – oder? 911 vom Bauzeitbeginn bis Modelljahr 1973) und andererseits habe ich einen m.E. sehr guten Elfer aus der Auswahl der G-Modell-Wegbegleiter behalten. Es ist ein indischrotes Coupé (3 Bilder unten), ein Carrera 3.2 mit 231 PS aus dem letzten Modelljahr 1989, schwarze Lederausstattung, Schiebedach. Wo ich diesen 911 gefunden habe? Ha,ha, …. in Münster aus Privathand – quasi vor der Haustür.

1989er 911 Carrera 3.2, wird regelmäßig von mir gefahren, Saisonkennzeichen

Begegnung auf der Landstraße, zusammen 232 PS

Fazit: die Geschicht endet nicht wie bei „Hans im Glück“…. wie die ausgeht? Das müßt Ihr jetzt bei den Gebr. G. nachlesen. Übrigens, das G steht bei den Gebrüdern nicht für G-Modell.

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