F-Modell-Rennelfer – Enthusiasmus für ambitionierte Piloten oder Insolvenz in Eigenregie? Fortsetzungsgeschichte Teil 3: S reloaded

Die Winterpause konnte ich nutzen den weißen Elfer in Teilen zu verkaufen. Die Restaurierung der Karosserie hätte einen zu hohen finanziellen Einsatz in eine Basis bedeutet, die z.B. nie zu einem Matching-Numbers-Fahrzeug geworden wäre. Aus der Traum vom Gulf-Porsche. Der Porscheteileverkauf klappe hingegen erstaunlich gut, die Ausgaben für den weißen Elfer wurden zurück in die Kasse gespült.

Play it again

Mit den gewonnenen Erfahrungen sollte es bei einem neuen Versuch jetzt besser klappen. Ein F-Modell ohne Rost zu finden war aber vermutlich das berühmte Stecknadelsuchen im Heu.

Ich glaubte es selbst nicht, ich saß im April 2005 schon wieder im Verkoopruimte bei Witmer & Odijk in Warmond. Das ist auf der Mitte zwischen Amsterdam und Den Haag. Dort stand ein 911 S 2.2 ltr. (Baujahr 1970), was sonst. Mit dem verschwommenen Wackelbildchen rechts hatten sie mich hergelockt.

Und außerdem mit diesen Infos zum Fahrzeug:

  • Matching-Numbers Fahrzeug (Id: 911 030 xxxx)
  • nicht geschweiß, nicht nachlackiert, alles im Originlazustand
  • läuft nicht, vermutlich die mechan. Bosch-Einspritzpumpe defekt – deshalb niedriger Preis!
  • Herkunftsland Italien, 1 Vorbesitzer
  • Papiere noch auf dem Weg

Alles gründlich überprüft! Hey, wir waren in Holland, und ich wollte das Bild über die Deutschen nicht trügen 😉

Es war alles wie beschrieben! Einen solchen Zustand hatte ich nicht erwartet. Nicht lange überlegt, aufgeladen, für € 22.500 vom Hof geklaut. Das Faktum der noch fehlenden Papiere war nachvollziehbar. Ich kannte diesen Umstand aus anderen Italien-Geschäften (Laufzeit für den Eigentümernachweis über den Notar in Italien dauert u. dauert, die Holländer waren auch nur Betroffene). Es klärte sich in den nächsten unvermeidlichen Monaten.

Noch eine Begebenheit sollte sich zwischenzeitlich fügen, ich hatte Micheal kennengelernt. Genau, Michael (Automobil) Küke aus Essen. Insidern bekannt! Endlich jemand in der gleichen Konfession automobiler Weltanschauung, er verstand sofort was ich wollte. Den albertblauen 911 2.2 ltr. (serienm. 180 PS bei 6.500 U/min.) nahm er vermutlich gern in der Werkstatt auf. Wir hatten jetzt Januar 2006.

Ich bin kein Alien – meine Autosprache wird in Essen verstanden

Klar, mit ihm musste ich zusammenarbeiten. Klassische Porsche, sein Geschäft, fährt er doch selber z.B. die Rallye Köln-Ahrweiler. Er hatte die Qualifikation worauf es jetzt ankam.

Die Einspritzpumpe wurde zuerst instand gesetzt. Motor lief.

Das Lastenheft war dran: „Welche Art von  Renner soll es denn werden? Fang sachte an, du kannst dich steigern, die Autobasis für mehr haben will allemal.“ Michaels Worte kamen an wie Balsam, vermutlich war ich jetzt auf dem richtigen Weg.

„DAS BOOT muss leichter werden LI“

So etwa war die Skizze:

  • die schmalen Kotflügel bleiben, keine RS-Replik, kein Entenbürzel
  • Motorwartung, Motoraufbereitung – Kurbelgehäuse zu lassen, er läuft ja gut
  • Sportkupplung, dezentes Tuning – Einsatz eines Sportauspuffs
  • Überrollkäfig, 6-Punktgurte, Abschleppösen, Batterie-Hauptschalter, Haubensicherungen
  • Recaro-Sitzschalen, Fahrwerk (neue Bilsteindämpfer, Spur- und Koppelstangen)
  • Gewicht sparen (nur da, wo sinnvoll und authentisch bzw. nach historischem Vorbild)
  • Motor-Leistungstest auf dem Prüfstand usw.

Übrigens: das mit dem Gulf-Porsche hatte ich vergessen. Den tiefen, dkl.-blauen Kunstharzlack (albertblau) dieses 911 überzujauchen wäre ein Frevel gewesen.

Essen lag auf dem Weg zur Arbeit, so konnte ich in dieser Zeit häufig reinschauen und Absprachen treffen.

    

Noch einmal einiges mehr als die Kaufsumme habe ich investiert – in ein schwarzes Loch?

Im Gegenteil – das hatte sich gelohnt! Am Tag der Übergabe war es wie beim Neuwagenkauf, nur besser! Micheal setzte noch das neue Prototipo-Lenkrad ein, das ich über einen Bekannten (aus dem elfer-circle) am amerik. Markt kaufen konnte. Das Kirmeslenkrad (ganz links) kam raus.

   

Jurek durfte auch Probesitzen, noch versank er in den Recaros. Der neue Oldimer-Rennwagen mit jetzt:

  • 191, 43 PS Motorleistung gemessen
  • 168,32 PS Radleistung gemessen
  • 23,11 PS Verlust
  • 200, 95 PS Motorleistung korrigiert (laut Leistungsprüfstand)

war nun endlich fertig für erste Einsätze. Es war Juni 2006.

Viele Porsche bin ich gefahren, alle waren intuitiv zu verstehen. Dieses Gerät wollte sich demungeachtet mir erst einmal vorstellen. Wir brauchten einige Kilometer Training, bis wir uns gut verstanden …. und Zuhause ankamen.


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